Schweden - Endlich Bullerbü
Dieses Land. Wir kennen es nicht und trotzdem fühlt es sich sofort vertraut an. Liegt das an Astrid Lindgren? An Michel aus Lönneberga? An Pippi Langstrumpf oder den Kindern aus der Krachmacherstraße? Sie alle könnten hier wohnen. In diesen roten Häusern mit Veranda. Auf den Bauernhöfen mit Kühen auf den Wiesen. In diesen netten, sauberen Städten.
Kann mich mal jemand kneifen? Hier dürfen wir den ganzen Juni verbringen.
Wir selbst wohnen in Halland in der Nähe von Falkenberg. Dort haben wir das Sommerhaus von Martin gemietet. Er empfängt uns um halb elf abends - es ist noch hell! - und zeigt uns alles. Kerzen brennen, der Kamin lodert, es gibt ein gemütliches Wohnzimmer und ein Kinderzimmer mit herrlichem Spielzeug. Jakob verschwindet sofort. Im Garten sind ein Trampolin, eine Feuerstelle und eine Hängematte. “Für viele entspannende Stunden,” sagt Martin lachend und lässt uns in seinem Paradies zurück.
Kaum ist das Wetter gut, fahren wir über den See.
Direkt neben dem Haus ist der See, wir haben einen eigenen Steg und ein Ruderboot. Patrick wirft sofort die Angel aus. “Da ein Hecht,” ruft er aufgeregt. Doch der Hecht denkt gar nicht daran, anzubeißen. Er schwimmt einmal um den Köder und verschwindet wieder zwischen den Seerosen. Wir rudern über den See, entdecken eine kleine Insel und eine Badestelle. Natürlich gibt es dort Picknicktische und zwei Grills für die Allgemeinheit. Die Schweden denken schließlich an alles. Fine, Lotti und ich springen in das moorige Wasser, die Jungs der Familie trauen sich nicht.
Dunkel wird es in diesen Tagen kaum. Die Kinder wünschen sich noch eine letzte Tour, da ist es halb elf Uhr abends.
In den nächsten Tagen entdecken wir die Gegend. In der Bäckerei Säf verspeisen wir unsere erste Kanelbullar, unsere erste Zimtschnecke. Sie ist faustgroß, buttrig, zimtig und mit dickem Hagelzucker bestreut, Die Kanelbullar ist das liebste Gebäck der Schweden, angeblich essen sie im Schnitt 316 Stück im Jahr. Es gibt sogar einen Tag der Zimtschnecke am 4. Oktober.
So lässt sich’s frühstücken!
Beeindruckend ist auch das Knäckebrotregal im Supermarkt. Sauerteigknäcke, Chiasamenknäcke, Sesamknäcke, alles auf vielen Metern aufgereiht. Neben Kaviartuben, riesigen Lachsstücken und Fischpasteten.
Nicht zu vergessen die Süßigkeitentheke, wo man sich Gummischlangen, saure Drops und Schokolade in Tüten füllen kann. Das sind die Lördagsgodis, die Samstagssüßigkeiten. Kinder bekommen sie nur am Wochenende, um nicht zu viel zu essen.
Selbstbedienung beim Bauern.
Wunderbar sind die Gardsbutiken, das sind Bauernhöfe, die ihre Produkte direkt ab Hof verkaufen. Zum Beispiel Tangagard, direkt bei uns um die Ecke. Dort bekommen wir jede Menge Kartoffeln, Dill, Kohl und Rote Bete Saft. Etwas anderes ist auch im Juni noch nicht reif. Auf der Schaffarm in Öströ kaufen wir Lammwürste und grillen sie über offenem Feuer. Im Fischladen Björkängs Fisk finden wir Krebse, Makrelen und herrlichen Krabbensalat. Bei jedem Sonnenstrahl sitzen wir auf unserer Terrasse und essen diese Köstlichkeiten.
Gegen die abendliche Kühle hilft ein Lagerfeuer.
Und ich denke an Astrid Lindgrens Geschichten, in denen Unmengen von Pfannkuchen gebacken werden, die die Kinder beim Picknick essen. In einem Buchladen entdecke ich das Sommerkochbuch von Astrid Lindgren. Dort gibt es ein Zitat von Ronja Räubertochter: “
Sommererinnerungen und Essenserinnerungen, sie sind in einem einzigen großen “Sommerbrötchen” zusammengebacken, wie Ronja zu Birk sagt. Davon werden wir leben, wenn der Sommer nicht mehr da ist.
Um uns herum herrscht tiefer Frieden. Von den Irrungen und Wirrungen der Welt bekommen wir hier nichts mit. Und das ist gut so.