Zu Gast im Olivenschloss

Olivenbäume, so weit das Auge reicht. Als wir Jaén in Andalusien erreichen, wird uns fast schwindelig. Millionen von Bäumen, jeder Hügel, jede Anhöhe ist bedeckt. Hier ist das Herz der weltweiten Olivenölproduktion. Vor der Almazara la Loma, der Ölmühle, empfängt uns Isabel Alameda Olivares. Sie ist die Exportmanagerin von Castillo de Canena, einem der besten Olivenölproduzenten Spaniens.

Isabel und Anna bei der Arbeit vor der beeindruckenden Kulisse von abermillionen Olivenbäumen.

Isabel reicht uns weiße Hauben und Kittel, damit kein Härchen oder Staubkorn in den Produktionsprozess kommt. Für die Kinder ist es ein großes Abenteuer. Staunend sehen sie zu, wie die Oliven aus dem Laster in eine Klappe fallen.

Frische Oliven, bereit zur Verarbeitung

Diese Früchte hingen vor wenigen Stunden noch an den Bäumen. Und nun wird es nicht mehr lange dauern, bis aus ihnen köstliches Öl gewonnen wird.

„Das ist die erste Ernte,“ sagt Isabel. Die wichtigste für Castillo de Canena. Dabei entstehen die hochwertigsten Öle. Nach dem Pflücken werden die Oliven sofort gekühlt und mit einem klimatisierten Laster zur Mühle gebracht. „Die großen Feinde des Öls sind Hitze, Licht und Sauerstoff, dann oxidieren die Oliven und werden ranzig.“ erklärt Isabel. Deswegen ist auch die Halle klimatisiert, die Oliven werden so schnell wie möglich kalt gepresst und in Edelstahltanks gefüllt. In Flaschen kommen sie nur bei Bedarf. Und zwar immer reinsortig. In den Olivenhainen stehen die Sorten Arbequino, Royal und Picual. Jede schmeckt anders. 

Das Schloss von Castillo de Canena

Wir haben schon weniger feudal genächtigt…

Nach der Besichtigung dürfen wir ins Schloss. Es gehört den Geschwistern Rosa und Francisco Vañó, den Inhabern des Betriebs und ist uralt. Ein maurischer Herrscher hat es vor vielen hundert Jahren auf den Resten einer römischen Festung erbauen lassen. Über die Zugbrücke geht es in die Empfangshalle, dort stehen Ritterrüstungen und Schwerter. Die Kinder gruseln sich. Es ist ein bisschen düster, wie bei Hogwarts und Harry Potter. Doch dann führt der Gang auf einen lichten Innenhof mit Säulen und einem Brunnen in der Mitte und vertreibt die Ängste. Fine, Lotti und Jakob sausen umher und erkunden das Schloss. Im Ballsaal entdecken sie einen Tiger und eine Löwin. Das Maul aufgerissen mit blitzenden Zähnen liegen sie auf dem Boden, wie bei Dinner for One. Die Hausverwalterin Paqui grinst: „Herzlich willkommen im Castillo de Canena“, sagt sie auf spanisch. 

Sogar der Teppich begrüßt uns.

Am Abend hat uns der Hausherr Francisco zum Essen in den Salon gebeten. Unter Gemälden und Hirschgeweihen serviert Paqui Kürbissuppe und hauchzartes Rebhuhn mit geschmorter Paprika. Danach ein Zitronenmousse. Auf alles wird das hauseigene Olivenöl geträufelt. Die Sorte Picual schmeckt nach Tomate, Arbequina ist leicht süß. Der Knüller ist das weiche Royal. „Das ist eine fast vergessene Sorte, die nur hier in der Gegend wächst", erzählt Francisco, „wir haben sie wieder angebaut.“

Der Ertrag ist geringer, dafür kommt Royal besser mit dem Klimawandel klar. „Die letzten Jahre waren katastrophal, der Frühling so heiß, dass die Blüten am Baum verdorrt sind.“ Francisco und seine Schwester sind Quereinsteiger und haben erst vor zwanzig Jahren mit dem Olivenöl begonnen. Mittlerweile gelten sie als Pioniere in der Branche, weil sie biologisch und nachhaltig wirtschaften. „Am Anfang haben uns alle für verrückt erklärt. Auch als wir so früh angefangen haben zu ernten,“ erzählt Francisco. „Heute machen es viele so, denn dieses Öl ist einfach das beste.“

Abendessen im Schloss

Das ist nicht nur ein Abendessen. Das ist ein Dinner.

Am nächsten Tag dürfen wir uns selbst davon überzeugen. Wir fahren mit zwei Jeeps durch die Olivenhaine. Kilometerweit nur Olivenbäume in allen Größen und Formen. 2000 Hektar Land gehören zum Betrieb. Auf 1500 Hektar stehen die Bäume, der Rest ist der Natur überlassen. Ein Fuchs läuft an uns vorbei, Adler kreisen über den Bäumen. „Am schönsten ist es, dass die Glühwürmchen zurückgekehrt sind,“ sagt Francisco. „Wie in meiner Kindheit.“ Unter den Bäumen sind Planen ausgebreitet. Eine Maschine packt den Stamm und rüttelt am Baum, die Kinder finden das unfassbar komisch. Auch die Arbeiter mit den elektrischen Rechen, die die restlichen Früchte herunterkehren, sorgen für Heiterkeit. Die Oliven fallen herunter und werden so schnell wie möglich zur hochmodernen Ölmühle abtransportiert und verarbeitet. 

Ernte von Oliven in den Hainen von Castillo de Canena

Gesunde Oliven sind die Basis für Spitzenöle. Deshalb landen die Früchte auf Planen aus Stoff. Das ist schonend und ermöglicht eine rasche Weiterverarbeitung.

Zum Mittagessen sind wir auf einer Finca mitten in den Olivenhainen. Sie gehört zum Betrieb. Weiße Mauern, ein kleiner Innenhof, dort stehen Esel. Es ist heiß an diesem Novembertag. Die Sonne knallt auf uns herunter. Wir sind froh, als wir im Gastraum der Finca stehen. Die Wände sind gemauert, eine Tafel gedeckt. Verwalter Manolo empfängt uns mit kühlen Getränken. Er serviert Tapas, Mandeln aus eigenem Anbau, Chorizo und Manchego. Überall kommen ein paar Tropfen Olivenöl darüber. Auch beim Mittagessen steht das flüssige Gold im Mittelpunkt. Es ist Basis im Tomatensalat mit grüner Paprika und Ei. “Das essen wir im Sommer immer,” verrät Isabel. Und auch in der riesigen Tortilla steckt Olivenöl. Zwölf Eier verwendet Manolo dafür. “Que rico,” sagen die Kinder. Und das finden wir auch. 

Vorspeisen im Castillo de Canena

Und das waren nur die Vorspeisen.

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