Juan – unser Mann in Portugal

Es ist stockfinster als wir in die Wildnis abbiegen. Das Auto holpert über Schlaglöcher, Sträucher streifen das Dach. Das Navi hat sich verabschiedet. Jetzt müssen wir den Schildern nachfahren. Sind wir richtig? Doch nach ein paar Kurven sehen wir ein Licht. Und Juan steht vor uns. Eine Stirnlampe um den Kopf. „Herzlich willkommen in der Casa Bougainvillea!“ sagt er.

Blick auf den Atlantik vor Portugal

Nein, das ist nicht unser Haus. Aber ganz in der Nähe.

Wir sind mitten im Alentejo, im Süden Portugals. Keiner von uns war jemals hier, es ist absolutes Neuland für uns. Das Haus ist genial, draußen ein Brotbackofen – Patrick jubelt - eine Terrasse mit gemütlichen Sofas und drinnen schöne Zimmer und viel Platz für alle.

„Du setzt dich erstmal“, sagt Juan und schenkt mir ein Glas Wein ein. Es ist absolut still hier, kein Straßenlärm, keine Bauarbeiter – so wie bei unserem Haus in Spanien - einfach nur Stille. „Hier will ich bleiben“, seufze ich und trinke meinen Wein, während Patrick das Auto auslädt und die Kinder das Haus entdecken.

So sieht unser Haus dann bei Tageslicht aus.

In den nächsten Tagen lernen wir Juan immer besser kennen. Er kommt aus Spanien, hatte lange Zeit eine Surfschule im Sommer und eine Skischule im Winter, lebte in Marokko und auf der ganzen Welt, bevor er durch Zufall das Alentejo in Portugal entdeckte und dort sieben Hektar Land kaufte.

Unser Haus hat er selbst ausgebaut und eingerichtet. Er findet unsere Reise toll und hat jede Menge Tipps. Zum Beispiel Amália Catarina aus dem nächsten Ort Sao Teotonio. Sie kocht mittags und abends mehrere Gerichte zum Mitnehmen. Bacalao espiritual, übersetzt spiritueller Kabeljau, gesalzener Kabeljau mit Brot, Gemüse und Bechamelsauce. Juans Lieblingsgericht. Oder Carne a alentejano, Schweinefleisch und Muscheln mit Kartoffeln und Koriander.

Ein Gericht mit Kabeljau, Kartoffeln und Ei

Kabeljau kocht der Portugiese zu jeder Gelegenheit und es gibt angeblich mehr als 1000 Rezepte.

„Ihr müsst aber rechtzeitig anrufen und vorbestellen,“ warnt Juan. Am nächsten Tag rufen wir an und verstehen kein Wort. Niemand im Lieferservice spricht englisch. Also versuche ich es mit spanisch und habe das Gefühl, auf der anderen Seite wird meine Bestellung notiert.

Am Abend fahren wir bei Amália Catarina vorbei. Das Restaurant liegt versteckt in einer Seitenstraße. In großen Töpfen rühren mehrere kleine, runde Frauen. Eine wirft schwungvoll Hühnerhälften auf einen Grill.

Ich frage nach unserer Bestellung. „Ah, die Spanierin!“, ruft einer der Frauen. Wir bekommen mehrere große Tüten mit Essen und zahlen 20 Euro. Gespannt packen wir zuhause aus. Es gibt Hackbraten, Gemüsesuppe, Reis und hausgemachte Pommes. Hatten wir zwar nicht bestellt, schmeckt aber köstlich.

Auch wenn es anders assieht: Wir hatten wirklich nur ein Glas Wein zusammen!

Nächster Tipp von Juan. Das Süßkartoffelfestival von Aljezur. Denn im Naturschutzgebiet zwischen Odeceixe und Aljezur werden, die besten „Batata doce“ der Welt angebaut. Das wussten wir gar nicht. Also nichts wie hin. Die große Mehrzweckhalle bei Aljezur ist rappelvoll, Landwirte verkaufen säckeweise Süßkartoffeln, Batata doce Polpa Laranja oder Batata doce Polpa Roxa - uns war gar nicht klar, dass es so viele Sorten gibt. Eine weitere Spezialität der Gegend ist Medronho, die Frucht aus dem Erdbeerbaum, aus der ein starker Schnaps gebraut wird.

Auf einer Bühne zeigen Köche live, welche Nachtischvariationen mit der Süßkartoffel möglich sind. Und hinten sind Tische aufgebaut, an denen die Besucher die herrlichsten Sachen essen. Wildschwein mit Süßkartoffelpüree, Hasenragout oder Hirsch mit gedämpften Süßkartoffeln. Dazu das Glas Wein für 1,50 Euro. Uns läuft das Wasser im Mund zusammen, doch Jakob hat auf einmal Bauchschmerzen und den Kindern ist es zu laut. Als dann auch noch als Kartoffeln verkleidete Schauspieler durch die Halle tanzen, die einen Ghettoblaster tragen und “Batata doce” singen, flüchten wir mit einer Tüte frittierten Süßkartoffeln. Diese schmecken allerdings köstlich und sind mit nichts vergleichbar, was wir bis dahin gegessen haben.

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Kochen mit Cristof

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