Kochen mit Cristof
Mit ein paar raschen Handbewegungen zieht Koch Cristof die Messer über seinen Wetzstahl, dann reicht er sie den Kindern. Unterarmlang für Fine und Lotti, etwas kleiner für Jakob. Und die drei sind sofort mit Feuereifer bei der Sache.
Cristof, unser Mann im Douro-Tal.
Am Vorabend sind wir in Portugals bekanntester Weinbauregion angekommen, dem Dourotal. Mehr als 40.000 Hektar Reben stehen hier. Die meisten Trauben werden von großen Weingütern zu süßem Portwein verarbeitet. Die Quinta de Pacheca ist eines der wenigen Weingüter in Privatbesitz. Sie liegt auf einer Erhebung in einer Schleife des Douro mit weitem Blick auf die Stadt Régua.
Wir dürfen im 5 Sterne Hotel des Weinguts übernachten. Die Kinder sind begeistert von den ZImmern, wir haben zwei Suiten mit Verbindungstür und wollen sofort in das Schwimmbad des Spabereichs. Auf den Kochkurs mit Cristof freuen sie sich bei der Ankunft…nun ja: mäßig.
All das dürfen wir nun verarbeiten. Das wird lecker!
Das ändert sich am nächsten Morgen aber rasch. Cristof ist ein großer, weicher Mann mit ruhiger Stimme. Jahrelang hat er das Catering einer Mine in Mozambique geleitet, nun ist er einer der rund 30 Köche der Quinta. Die Kinder mögen ihn sofort und sind begeistert von den Schürzen und Kochmützen, die er ihnen überreicht
Cristof hat alles, was wir brauchen, hübsch angerichtet: Bacalhau, Oktopus, Pilze, Rindfleisch, portugiesischen Couscous, frische Kräuter und knackiges Gemüse. „Wir kochen vier Vorspeisen, vier Hauptgerichte und einen Nachtisch“, erklärt er. Die Kinder, noch voll vom Frühstück, sind mit der Aufteilung nicht ganz einverstanden: „Warum nicht vier Desserts?“ fragt Lotti.
Wir fünf in Hochform.
Cristof lächelt nur und lässt die Kinder loslegen. Jakob ist mit Eifer dabei. Sonst interessiert ihn Küchenarbeit nicht viel, aber jetzt? Zwiebeln schneiden? Oktopus in feine Scheiben säbeln? Bacalhau verarbeiten und zarte Orangenzesten abziehen? Der Fünfjährige ist hochkonzentriert bei der Sache.
Die portugiesische Küche ist nicht kompliziert, haben wir in den letzten Wochen gemerkt. Aber die Zutaten? Von überragender Qualität! „Wir verwenden kaum Salz. Wir wollen die Aromen der einzelnen Elemente eines Gerichts erleben“, sagt Cristof. Beim Olivenöl hingegen wird nicht gespart. Der Koch reicht Fine eine Flasche für den Oktopussalat und während sie die goldene Flüssigkeit hineinfließen lässt, wird ihr Blick immer ungläubiger. Cristof motiviert sie einfach weiterzumachen – ruckzuck ist die Flasche leer und er hat schon die nächste parat.
Jetzt geht’s ans Essen.
Dann geht's ans Essen: der ölgetränkte Oktopussalat, Stockfisch mit Kichererbsen, saftige Ochsenherzentomaten mit Frischkäse, Rote Bete mit Walnüssen und ein Hauch von frischem Spargel – woher der um diese Zeit kommt, fragen wir uns besser nicht. Danach stehen die Hauptspeisen auf dem Programm: gebratene Austernpilze, Rindfleischhappen in einer Soße aus Senf, Ketchup, Bier und Brandy (nicht der Favorit der Kinder), ein Risotto mit portugiesischem Couscous und ein Pilzgericht mit Alheira-Brät – eine köstliche, regionale Wurst-Spezialität.
Wir sind pappsatt. Doch jetzt kommt der Nachtisch: eine Art Crème brûlée aus Eiern und Zucker. Die Kinder sind begeistert, denn sie dürfen mit dem Bunsenbrenner die Zuckerkruste flambieren. „Wenn ihr bei meiner Mutter essen würdet, wärt ihr jetzt drei Tage satt.“ sagt Cristof zum Abschied. Mal schauen, wie lange es hier anhält. Im Moment haben wir jedenfalls den Eindruck, als könnten wir nie wieder etwas essen.
Disclaimer: Die Quinta de Pecheca hat uns für zwei Nächte und den Kochkurs bei Cristof eingeladen.