Alltag auf Reisen - wenn Kofferpacken völlig normal ist

Koffer auspacken, einpacken, weiterfahren. Anfangs war das völlig verrückt, jetzt ist es normal. Denn Reisen ist unser neuer Alltag. In den vergangenen sechs Monaten haben wir tausende Kilometer zurückgelegt. Wir haben langweilige Stunden auf der Fähre überstanden, Stürme und Unwetter erlebt und haben die unterschiedlichsten Menschen kennengelernt. Das ist manchmal auch ganz schön anstrengend. Neue Unterkünfte, neue Sprachen und neues Essen. Manchmal sagt unser kleiner Jakob: “Heute will ich einfach nur noch chillen.”

Kinder betrachten den Sonnenuntergang in Griechenland

Ständig neue Orte, neue Umgebung. Da ist es gut, große Schwestern an der Seite zu haben.

Und dann machen wir das auch. Sowieso versuchen wir möglichst einige Wochen am selben Ort zu bleiben. Nur so können wir zur Ruhe kommen. Auf der Peloponnes sind wir mehrere Wochen. So haben wir ausreichend Zeit. Zeit, Schule zu machen, zu arbeiten, Land, Leute und Essen zu entdecken. Die Tage haben meist eine ähnliche Routine. Patrick und ich stehen früh auf, um zu arbeiten. Dann schreiben wir an diesem Blog, an der Kolumne in der Süddeutschen oder für unsere Auftraggeber in Deutschland. Gegen acht wecken wir die Mädchen und frühstücken mit ihnen - Jakob kann schlafen, so lange er will. Etwa um neun fängt die Schule an.

Kinder malen und basteln

Kunstunterricht: Kreativ werden die Kinder von ganz alleine, dazu brauchen sie uns nicht.

Wir wechseln uns ab. Ich mache Mathe, Patrick widmet sich den Sprachen. Vor der Bundestagswahl in Deutschland legen wir ein paar Extrastunden Politik ein. Die Kinder sind begeistert. Josefine und Carlotta gründen sofort eine eigene Partei. Lottis Wasserpartei, die sich dafür einsetzt, dass alle Menschen auf der Welt Wasser haben. Und Fines Tier und Klimapartei, die sich um Tiere, Bildung, Klima und Armut kümmert. Die beiden bauen einen Stand, verteilen selbstgemalte Flyer, blasen Luftballons auf und drehen einen Wahlwerbespot. Jakob macht bei allem mit und findet Politik großartig. Wir sind beeindruckt, wie gerne und schnell die Kinder lernen, wenn sie das Thema interessiert. In den Hauptfächern sind die Mädchen auf dem gleichen Stand wie ihre Freundinnen und Freunde in Bayern.

Kind rennt am Strand in Griechenland

Sportunterricht: der findet so nebenbei statt und ohne Anleitung. Die Kinder rennen und springen ohnehin für ihr Leben gern.

Das Meiste erfahren die Kinder aber ohnehin dann, wenn sie nicht in die Bücher schauen. Zum Beispiel in Olympia. Die antiken Sportstätten sind nur eine Stunde von uns entfernt und wir machen einen Schulausflug. Um diese Jahreszeit haben wir Olympia fast für uns alleine. Wir streifen zwischen umgefallenen Säulen umher, stehen vor Heras Tempel, wo immer das olympische Feuer entzündet wird und treten im alten Stadion zum Wettlauf gegeneinander an.

Wie nebenbei lernen die Kinder etwas über Gleichberechtigung (Frauen waren von den Spielen ausgeschlossen), den olympischen Gedanken von Fairness und friedlichen Wettkämpfen, die Götter der Griechen, den Beruf des Archäologen und wie mit einem Hohlspiegel das Olympische Feuer entzündet wird. Auch die sieben Weltwunder der Antike sind ein Thema. Denn eines davon war tatsächlich hier in Olympia:  die Zeusstatue des Phidias, die 12 Meter hoch war. Der Göttervater  saß auf einem Thron aus Gold und Elfenbein. Leider ist davon nichts mehr zu sehen, die Statue verbrannte im Laufe der Geschichte.

Die Familie in Olympia

Geschichtsunterricht: Während die Freunde der Kinder in Deutschland über die alten Griechen lesen, besuchen wir das antike Olympia.

Nach so viel Bildung haben wir alle Hunger und suchen die nächste Taverne. Die meisten haben um diese Jahreszeit geschlossen, die Saison beginnt erst im April. Wir finden das Familienrestaurant Mythos betrieben von einem älteren Ehepaar. Sie steht am offenen Herd, er trinkt mit einem Kumpanen Ouzo und spielt Backgammon.

Die Dame freut sich, dass wir bei ihr essen. Sie bringt Tzatziki und griechischen Salat. Die Kinder essen Tintenfisch. Wir gönnen uns ein Souvlaki, griechisches Soulfood. Pitabrot gefüllt mit Gyros, Pommes, Tomaten und Tzatziki. Ein gelungener Schulausflug!

Anna Hemminger isst Souvlaki

Kulinarikunterricht: Das, liebe Kinder, ist die griechische Spezialität Souvlaki.

Zurück
Zurück

Neo Kentrikon - Lieblingsort auf der Peloponnes

Weiter
Weiter

Kloster Prodrómou - Zum Kaffee bei den Mönchen