Kloster Prodrómou - Zum Kaffee bei den Mönchen

Schönstes Kloster der Peleponnes. Zuvorkommende Mönche, die einen auf einen Kaffee einladen. Stille und Einsamkeit. Die Beschreibung in dem Reiseführer klingt verlockend. Wir stellen uns einen magischen Ort vor und sehen uns schon mit klugen alten Männern am Tisch sitzen und spirituelle Weisheiten austauschen. Doch dann kommt alles ganz anders.

Kloster Prodrómou auf der Peleponnes

Einzigartige Lage - das Kloster Prodrómou. Wir freuen uns auf eine Tasse Kaffee mit den Mönchen.

Die Lage des Klosters ist spektakulär. Hoch über uns an den Felsen klebt Prodrómou am Felsen. Mönchszellen schmiegen sich an Steine. Fasziniert blicken wir nach oben und steigen den Pfad hinauf. Immer wieder kommen uns keuchende griechische Ausflügler entgegen. Wir sind offenbar nicht die einzigen, die das Kloster besuchen.

Patrick Hemminger blickt nach oben zum Kloster Prodrómou

“Schau mal Jakob!” Doch der schaut bei dem steilen Anstieg lieber auf seine Füße.

Und wir müssen uns beeilen. Denn die drei Mönche machen Punkt 13:00 Uhr die Klostertüren zu. Dann ist Siesta am Berg bis 17:00 Uhr. Ein weiß gekalkter Gang führt ins Innere des Klosters. Fotografieren und Filmen streng verboten steht überall. Wir legen die Handys weg und steigen die engen Treppen empor. Auf einer Empore steht ein Mönch. Er hat einen schwarzen Zopf, einen schwarzen Bart und eine schwarze Kutte. Schweigend mustert er uns, dann zeigt er in drei Richtungen.

„Mir ist unheimlich“

“Church, Coffee, Balcony.” sagt er. Die Kapelle ist in den Fels gehauen. Teppiche liegen auf dem Boden, ein paar Kerzen flackern und beleuchten goldene Heiligenfiguren. Hier beten die Mönche jeden Morgen.  „Mir ist unheimlich“, flüstert Carlotta. Wir verlassen die Kapelle und suchen nach dem versprochenen Kaffee. In dem kleinen Aufenthaltsraum ist ein Tisch gedeckt. Es gibt Kekse und klebrige Süßigkeiten. Auf einem Tablett stehen Pappbecher mit Kaffee - endlich. Doch er ist kalt. Außer uns sind noch zahlreiche andere Besucher da. Alle flüstern, niemand zückt ein Handy. Die Mönche beobachten uns. Freuen sie sich auf die Mittagspause? Was denken sie gerade? Wir werden es nicht herausfinden, denn wir kommen nicht ins Gespräch.

Das Kloster Promodrou in Griechenland

Drinnen ist fotografieren verboten.

Von den Balkonen aus schauen wir weit über das Tal. Auf dem gegenüberliegenden Berg liegt das Kloster Filosófou. Laut Reiseführer sollen die Mönche noch freundlicher sein und sogar Süßigkeiten verteilen. Wir fragen die Kinder. Wollt ihr noch ein Kloster? Nein auf gar keinen Fall, ist die einstimmige Meinung. Alle haben Hunger und wollen nur noch eins: Weltliche Genüsse.

Blick auf das Bergdorf Stemnitsa in Griechenland

Stemnitsa. Auf mehr als 1000 Metern Höhe ist es empfindlich kalt.

Also auf nach Stémnitsa. Das Bergdorf ist berühmt für seine Gold- und Silberschmiedekunst. Noch vor hundert Jahren gab es hier zehn Goldschmieden und zehn bis fünfzehn Glockengießereien. Danach geriet das Handwerk in Vergessenheit bis es der berühmte Goldschmied Lambis Katsoulis 1978 wiederbelebte und in Stemnitsa eine Schule für Gold und Silberschmiede gründete. An diesem Februartag haben die meisten Geschäfte zu. Die Häuser aus Naturstein wirken verlassen. Nur auf dem Dorfplatz ist Leben. Es gibt einige Tavernen, der Reiseführer hat natürlich Tipps. Doch wir lassen ihn zu und steuern das Dorfkafeníon an, das Kaffeehaus von Stemnitsa. Gerousia heißt es und ist seit 1870 ein Café. Es ist vier Uhr Nachmittags, die Sonnenstrahlen lassen langsam nach, wir gehen lieber rein. Sofort fühlen wir uns sauwohl.  In der Mitte steht ein gusseiserner Ofen, der gemütlich vor sich hin bollert. Darum abgewetzte Holztische. 

Dakos, eine griechische Spezialität.

Ist das lecker! Nennt sich Dakos.

In der Küche arbeitet eine Mannschaft, die man so eher in Berlin vermuten würde: jung, bärtig, tätowiert. Einer von ihnen spricht sehr gut englisch. Er empfiehlt uns Dakos, einen Turm aus getrocknetem Brot, Tomaten und Kapern, darauf eine riesige Fetawolke. Dazu eine Platte mit allem - Tzaziki, Grillfleisch, Kartoffeln, frittierter Käse. Der Wein könnte auch in einer Hipster-Naturweinbar serviert werden, kostet hier drei Euro die Karaffe und kommt vom Weinberg nebenan. Wir sitzen und essen und freuen uns unseres Lebens.

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Alltag auf Reisen - wenn Kofferpacken völlig normal ist

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Kyparissia - Entspannung auf der Peleponnes