Athen - Akropolis und alte Freunde
Athen ist bunt, Athen ist laut, Athen ist herrlich: Wir alle fühlen uns sofort wohl. Unsere Wohnung liegt in Koukaki, ein schönes Viertel direkt an der Akropolis. Kleine Läden, Tavernen, Cafés und mittendrin Peripteros, kreisrunde Kioske, die alles haben, was man braucht. Als wir ankommen, wird es langsam dunkel. Wir steigen auf den nahegelegenen Philoppaposhügel auch Musenhügel genannt. Von dort haben wir eine phantastische Sicht auf die Akropolis und auf Athen. In der Stadt gehen tausende Lichter an. Die Luft riecht nach Frühling, nach Großstadt, nach Abenteuer.
Das Abenteuer ruft! Dort wollen wir morgen hinauf.
Obwohl die Kinder Städte nicht besonders mögen, haben sich alle gewünscht, hierher zu kommen. Sie haben so viel gelesen über die Antike und die griechischen Götter, über Athene und Poseidon, die darum stritten, wer Schutzherr von Athen wird. Poseidon bot den Menschen Meereswasser an, die schlaue Athene dagegen einen Olivenbaum. So gewann sie den Wettstreit. Tolle Geschichte finden Jakob, Fine und Lotti und wollen die Originalschauplätze sehen.
Am Abend gehen wir erstmal essen. Ich habe um die Ecke das Restaurant Svoura entdeckt und einen Tisch reserviert, ohne die Speisekarte oder das Menü zu kennen. Und es ist ein Volltreffer. Aus der offenen Küche winkt ein Koch mit einem langen Zopf. Er zaubert auf seinem Herd ein großes Feuer und flambiert Pilze. Die Kinder dürfen zusehen. Wir kriegen den schönsten Tisch auf der Straße und die Speisekarte ist der Hammer: Nur lokale Küche aus der Gegend. Brokkoli leicht angebräunt mit Zwiebelringen, Loukoumades mit Schafskäsefüllung, Kartoffeln erst gekocht, dann frittiert, mit einer Käsepaste, Nudeln mit Lammfleisch.
Wenn man eine große Schwester hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten.
Die nächsten Tage erkunden wir Athen. Der beste Bäcker ist direkt um die Ecke, Takis heißt er, wir stehen eine Weile an, um Blätterteigtaschen, Sauerteigbaguette und Sesamstangen zu kaufen. Am Haupteingang der Akropolis ist es schon um 9 Uhr morgens voll. Schulklassen und Touristengruppen stehen mit uns in der Schlange. Wir schieben uns mit den Menschenmassen die steilen Stufen zum Hügel empor. überall gezückte Handys, Geschrei.
Als studierte Theaterwissenschaftlerin fasziniert mich das Theater des Dionysos.
Der Parthenon, der alte Tempel ist voller Bauarbeiter. Die Kinder staunen über die Säulen und die Kräne. Wir sehen den Olivenbaum, den die Schutzgöttin Athene gepflanzt hat und wandern später am Dionysostheater vorbei. Das erste Theater der ganzen Welt. Dann reicht es den Kindern und wir ziehen auf den Nachbarhügel zurück.
Im Unterholz raschelt es, eine Schildkröte kommt hervor und zieht den Weg entlang. “Mama, hier leben Schildkröten,” ruft Fine. Lotti stürmt los, Jakob hinterher. Sie sind nicht mehr zu halten. Wir picknicken im Schatten und freuen uns, dass die meisten Touristen auf die Akropolis steigen und diesen netten Park auf dem Philoppaposhügel nicht beachten.
Spannender als die Akropolis!
Am Mittag treffen wir Elena, meine alte Freundin aus München. Zusammen haben wir Theaterwissenschaft studiert, in der Bibliothek gesessen, Nächte durchgelernt und getanzt, auf der Bühne gestanden. Elena ist in Deutschland aufgewachsen, ihre Eltern sind Griechen. Mittlerweile lebt sie wieder in Athen und schreibt. Vor kurzem ist Elenas erster Gedichtband erschienen, Das Grillenzirpen zwischen den Rippen.
Im Viertel Plaka fallen wir uns in die Arme, erzählen und erzählen. Dann gehen wir essen und erzählen weiter. Eva kommt hinzu. Mit ihr war ich vor fünf Jahren auf der Insel Amorgos für eine große journalistische Geschichte. Die Kinder machen sich selbständig, laufen durch die kleinen Gassen, durch die kein Auto fährt. Wir Frauen reden. Wie schön das ist. Gespräche mit Freundinnen, das das Einzige, was ich auf Reisen manchmal vermisse.
Elena, Anna und Eva (v.l.) - herrlich, einfach so zu quatschen.
Vor über zwanzig Jahren war ich mit Elena schon mal in Athen bei den Olympischen Spielen. Damals waren wir 25 Jahre alt, so jung und frei zugleich, und wir hatten von nichts eine Ahnung. Oder vielleicht doch? Vielleicht waren wir damals noch nicht in dem Alltag drin, in den immer gleichen Abläufen. Das Leben war aufregend und voller Möglichkeiten. Und genau das ist es immer noch. Wenn man es sich erlaubt. So wir mit unserer Reise.
Schön war’s in Athen, wir kommen wieder.