Griechischer Wein - jede Flasche ein Abenteuer

Der Anfang ist holprig. In der ersten Taverne nach unserer Ankunft weigert sich der Wirt, uns Rotwein zu bringen. Der weiße sei der Beste und der rote mache einen duselig im Kopf. Spricht’s, verschwindet und bringt eine weitere Karaffe vom weißen.

Nun gut.

In Kyparissia, wo wir einige Wochen verbringen, suche ich vergeblich nach einem Weinladen. Das kann doch nicht sein, denke ich. Schon die alten Götter waren andauernd betrunken. Griechenland und der Wein, das gehört doch zusammen. 

Anna und Patrick Hemminger trinken Rotwein

Guten Wein findet man - nach ausdauerndem Suchen. Yamas!

Ein Anruf bei Max soll helfen. Max ist ein ehemaliger Gastronom, mit einer Griechin verheiratet und somit qualifiziert, uns weiterzuhelfen. Ja, sagt er. Guten Wein finde man überall und nirgends. Selbst im kleinsten Minimarkt können tolle Flaschen im Regal stehen, die Supermärkte bieten hingegen meist gepflegte Langeweile in ihrem Sortiment.

Das Problem: Viele Flaschen sind ausschließlich griechisch beschriftet, die Rebsorten ohnehin unaussprechlich und nahezu alle unbekannt. Xinomavro, Assyrtiko, Moskofilero - wer hat davon jemals gehört?

Anestis, der Retter

In den folgenden Wochen laufe ich in jeden Laden in Kyparissia hinein und finde so tatsächlich ein paar sehr ordentliche Weine. Aber Vorsicht ist geboten, die Preise unterscheiden sich gewaltig. So kann der gleiche Wein im einen Supermarkt zwölf, im nächsten 20 Euro kosten.

Die endgültige Erlösung bringt dann ein Telefonat mit Anestis. Anestis lebt in Thessaloniki, vertreibt mit einem Partner in Deutschland griechische Weine, hat selbst einen Weinladen und kennt jeden Winzer in Griechenland. Wirklich jeden. Er empfiehlt mir, die Weinmesse in Athen zu besuchen.

Anestis Haitidis mit einem Weinglas in der Hand

Anestis ist DER Mann, wenn es um griechischen Wein geht. Er kennt jeden, hat alles schon probiert und ist ein großartiger Mensch.

Diese ist zufällig genau an den Tagen, an denen wir auch in der Stadt sind. Also los. Früh am Morgen laufe ich durch die noch fast menschenleeren Straßen der Hauptstadt. Die Oenorama ist laut Eigenwerbung die weltweit größte Präsentation griechischer Weine. Sie findet statt im Zappeion Megaron, einem wunderschönen, etwa 150 Jahre alten Gebäude inmitten eines Park. Rund 250 Winzer stellen hier um die 2500 Weine vor.

Naturwein? Traditioneller Wein!

Einer von ihnen ist Panagiotis Papagianopoulos vom Weingut Tetramythos. Ich richte Grüße von Anestis aus und sofort hellt sich sein Gesicht auf. Tetramythos liegt am östlichen Rand der Peloponnes, die Weinberge liegen auf bis zu mehr als 1000 Metern Höhe. Was Panagiotis dort in die Flasche bringt, gehört zum Spannendsten, was es in Griechenland zu trinken gibt. Er kümmert sich um die alten, unaussprechlichen Sorten und macht aus diesen, tja: Naturwein? “Nein”, sagt Panagiotis. “So nenne ich das nicht. Ich mache traditionellen Wein.”

Das bedeutet: zunächst einmal gesunde Weinberge ohne Chemikalien. Und danach macht er mit den Trauben, dem Saft und dem Most so wenig wie möglich. Die Weine sind lebendig und frisch. Völlig begeistert koste ich mich durch seine Kollektion. Die Frucht ist zurückgenommen, Panagiotis betont würzige Noten, eine leichte Salzigkeit durchzieht die Weine. “Das kommt vom Meer, das nicht weit entfernt ist. Die Winde bringen das Salz bis in unsere Weinberge”, sagt er. Untersuchungen haben gezeigt, dass seine Weine tatsächlich überdurchschnittlich viele Salze enthalten. 

Wir verabreden uns für zwei Tage später bei ihm im Weingut. 

Ein Weinberg in Griechenland

So sieht’s bei Panagiotis im Weinberg aus. Das schaue ich mir an

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Athen - Akropolis und alte Freunde