Matera - Auf in die Höhlen

Unfassbar: Dass wir vorher noch nie von Matera gehört hatten. Wie konnte das sein? Obwohl Matera Kulturhauptstadt 2019 war, obwohl es sicher Artikel und Berichte gegeben hatte. Doch irgendwie war das an uns vorbei gegangen.

Jetzt stehen wir an der Aussichtsplattform der Piazza Giovanni Pascoliund und müssen uns kneifen. Vor uns liegt eine der ältesten Städte der Welt. Weiße und graue Mauern leuchten in der Nachmittagssonne, zusammengewürfelte Häuser, Treppen, in der Mitte steht auf einem durchlöcherten Hügel eine Kirche, gegenüber am Berg sehen wir Eingänge der Sassi, der Höhlensiedlungen. Auch dort haben Menschen gelebt.

Die Höhlenstadt Matera in der Basilikata

Matera - eine Stadt wie aus dem Märchen, ein magischer Ort.

Soviel Schönheit, wir brauchen erstmal eine Stärkung und landen in der Latteria Rizzi - Latte e vino, was so viel heißt wie Molkerei Rizzi. Milch und Wein. Interessanter Name für eine Trattoria. Neugierig setzen wir uns an einen Tisch und fragen den Patron nach den Spezialitäten der Basilikata. Er zählt auf: verschiedene Formaggi aus der Region, Frisella, eine Art Bruschetta mit verschiedenem Gemüse und Cacioricotta, Capunti, eine hausgemachte Pasta mit Pilzen, Salami aus den Bergen und Stracciatella. Kein Eis, sondern das Herz vom Mozzarella mit Sahne verfeinert. Oder die Capriata, eine typische Getreide- und Hülsenfrüchtesuppe.

Ein Teller Pasta

Eines der besten Pastagerichte, die wir in Italien serviert bekommen. Patricks Teller mit haugemachten Capunti.

Nehmen wir alles und dazu bitte zweimal den besten Wein. Tiefroter, dunkler Primitivo rinnt in unsere Gläser, leicht süßlich schmeckt er hier in dieser Gegend und passt hervorragend zum Essen.

Danach beziehen wir unsere Grotte. Ja, wir haben tatsächlich ein höhlenähnliches Apartment gemietet. Es liegt mittendrin in dieser ganz besonderen Stadt. Auf dem Weg dorthin verirren wir uns in den Gassen, es geht aufwärts und abwärts, hier Mauern, dort verfallene Bauten. Autos gibt es keine. Unsere Vermieterin steht schon vor der Haustür, als wir kommen. Die Stadt sei “magica” sagt sie. Magisch. Und wir sollten auf jeden Fall die Höhlen am Berghang gegenüber besuchen. Nur so könne man Matera verstehen.

Matera in der Basilikata

Die Hängebrücke ist für die Kinder ein Höhepunkt. Danach geht’s bergauf.

Am nächsten Morgen steigen wir den steilen, unbefestigten Wanderweg in die Schlucht hinab, die neben der Altstadt liegt. Unten führt eine Hängebrücke über einen kleinen Fluss, dann geht es wieder bergauf. Jakob schreitet voran, er ist Höhlenforscher und weiß über alles Bescheid. Immer steiler wird der Weg, bis wir auf die ersten Sassi stoßen. Hohe und tiefe Ausbuchtungen in den Felsen. Unvorstellbar, dass hier Menschen gelebt, geliebt, gewohnt haben. Schon in der Jungsteinzeit gab es diese Höhlen, also 9500 Jahre vor Christus. Wir entdecken die kleine Chiesa Sant'Agnese. Die Kirche ist in den Stein gehauen. Forscher vermuten, dass sie mindestens 3000 Jahre alt ist, wahrscheinlich aber noch viel älter.

Als wir drinnen stehen, fassen wir uns an den Händen. Eine warme Energie durchströmt uns. Dieser Ort ist heilig, das spüren wir. Danke, sage ich leise. 

Danke für Matera und diese Reise.

Die Höhlen von Matera in der Basilikata

Jahrtausende lebten hier Menschen. Sie haben geliebt, gelacht und sind gestorben. Ihre Energie erfüllt den Ort noch immer.

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