Vom Feld ins Glas - Zu Besuch beim Pestomacher Bio Organica in Apulien
„Schaut euch diese Blätter an! Begeistert zeigt Michele Marrano auf die Pflanze. Sie leuchtet sattgrün in der Wintersonne. Eine Artischocke. Noch nie habe ich Artischocken auf dem Feld gesehen. Die Pflanze sieht aus wie eine große Distel mit riesigen verzahnten Blättern. „Wenn Pestizide verwendet werden, chemische Mittel wirken Artischockenblätter fast blau.“ Michele ist Agraringenieur und arbeitet bei Bio Organica, einem großen landwirtschaftlichen Betrieb in Apulien. Das Familienunternehmen arbeitet nachhaltig nach den strengen Kriterien der Verbände Demeter und Bioland.
Antonio (links) und Michele begleiten uns durch den Tag und erklären uns alles rund um Bodengesundheit und Bio Organica.
Vom Feld direkt ins Glas, das ist die Devise. Artischocken, Tomaten, Oliven und Kräuter werden auf den 220 Hektar rund um den Betrieb angebaut, geerntet und direkt verarbeitet. Es gibt keine Gewächshäuser und keine Tiefkühlanlage. Das wollen wir uns anschauen. Vor allem die Herstellung von Pesto. Followfood hat uns geschickt, ein Lebensmittelunternehmen aus Deutschland, das absolute Transparenz bei seinen Produkten verspricht. Ein QR-Code auf jedem Produkt führt einen direkt zum Hersteller. Followfood verkauft mehrere Pesto von Bio Organica. Was ist da drin, wie wird es angebaut? Wir wollen es genau wissen.
Demeter und Naturland
„Herzlich willkommen bei Bio Organica“, sagt Michele Gaudiano. Zusammen mit seinen Brüdern Carlo und Giovanni führt er das Unternehmen in dritter Generation. „Unsere Familie bewirtschaftet das Land hier seit 1932. Vor zwanzig Jahren haben wir auf biologischen Anbau umgestellt. Es war für uns der einzige Weg, das Land und die Natur zu respektieren.“ Es geht ihm und seinen Brüdern nicht darum, immer weiter zu wachsen und immer mehr zu produzieren. “Wir wollen die Kreisläufe der Natur berücksichtigen”, sagt er.
Gesunder Boden ist die Basis von allem.
Das alles können wir sehen. Michele Marrano zeigt uns das Land. Bei 220 Hektar brauchen wir dafür ein Auto. Noch wächst keine Tomate und kein Basilikum. Dafür ist es noch zu früh. Erst im Juni sprießen hier die ersten Blätter. Trotzdem ist das Feld grün - im Winter sind hier Leguminosen eingesät. Das sind Hülsenfrüchte, die an ihren Wurzeln in weißen Kügelchen Stickstoff einlagern. Stickstoff ist wichtig für das Wachstum der Pflanzen und muss sonst per Kunstdünger ausgebracht werden. Mit den Leguminosen läuft das natürlich ab und später im Jahr freuen sich Tomaten und Basilikum darüber.
Michele kniet sich hin und reißt ein Büschel Pflanzen aus der Erde. “Das ist gesunder Boden”, sagt er. “Riecht mal.” Die Erde duftet richtig, frisch und lebendig, ein bisschen wie Wald. Damit das so bleibt, kümmert sich Bio Organica nicht nur um die Fruchtfolge. Am Rand des Feldes wachsen wilde Kräuter und zahlreiche Blumen für die Artenvielfalt. Eine Reihe von Olivenbäumen bremst den Wind und verhindert so Erosion.
Keine 24 Stunden alt ist dieses Lamm. Die Kinder kriegen sich gar nicht mehr ein vor Begeisterung.
Gar nicht weit entfernt grasen die Schafe. Unsere Kinder sind begeistert. „Die Tiere sind so klug“, schwärmt Michele. Sie kommen niemals an die gleiche Stelle, gleichzeitig düngen sie mit ihrem Mist den Boden und fördern den Aufbau von Humus. “Das ist uraltes Wissen, so haben schon unsere Großväter gearbeitet und das Wachstum der Pflanzen gefördert. Denn wenn sie angeknabbert werden, wachsen sie danach umso rascher”, sagt Michele. Er arbeitet gerne hier. „Das ist die Zukunft. Junge Leute, die es anders machen.“
Fine und Jakob sind begeistert: Ein Termin auf dem Feld, mit viel Platz zum Rennen, ist genau nach ihrem Geschmack.
Nach der Ernte werden die Basilikumblätter in großen Fässern rund um die Produktion gelagert und können dann bei Bedarf verarbeitet werden. Ivan Carulli ist seit zehn Jahren dabei und führt uns durch die Hallen. Pesto wird heute leider keines hergestellt. Wir sehen dafür, wie Oliven mit Kräutern gewürzt und verpackt oder in Lake eingelegt werden. In der Halle ist es sehr laut: Förderbänder laufen, Gläser werden gefüllt und verschlossen. Die Männer tragen Ohrenschützer, arbeiten schnell und konzentriert. Am Ende kommen die fertigen Gläser und Plastikbehälter auf Paletten. Alles ist dokumentiert und transparent.
Ivan überreicht uns das fertige Pesto, abgefüllt für followfood in Deutschland.
Auf der zweiten Fertigungsstraße wird heute Tomatensoße gekocht und abgefüllt. “Das läuft im Prinzip genauso ab wie beim Pesto”, sagt Ivan. Die Zutaten werden zerkleinert, gewürzt und abgefüllt. Er geht voraus ins Labor. Anschließend besuchen wir noch das Lager - wir wollen doch unbedingt das Pesto von followfood sehen. Ivan fragt eine Kollegin, die tippt etwas in ihr Tablet und verschwindet zwischen den Hochregalen. Als sie zurückkommt, hält sie triumphierend ein Glas mit grünem Pesto hoch. “Letzte Woche abgefüllt”, sagt Ivan und überreicht es uns.
Leckereien aus der eigenen Produktion: Jeden Tag essen die Mitarbeiter von Bio Organica gemeinsam.
Soviel Information macht hungrig. Wir werden zum Mittagessen eingeladen. Im alten Familienhaus treffen sich die Mitarbeiter*innen jeden Tag zum Lunch. Auf dem Tisch stehen die Antipasti von Bio Organica: Artischocken, getrocknete Tomaten in Öl, verschiedene Oliven und Brotaufstriche. Danach gibt es einen großen Teller Pasta, gefolgt von einem Gang mit Fisch oder Fleisch. Die Krönung der Nachtisch: selbstgebackener Schokoladenkuchen. Der wächst nicht auf den Feldern, schmeckt unseren Kindern aber am besten. Als die Köchin aus der Küche kommt, applaudieren wir laut. Und sie strahlt.
Disclaimer: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit followfood.