Syrakus - grande amore

Ich gebe es zu: Nach Syrakus wollte ich auch, weil eine meiner Lieblingsautorinnen Elizabeth Gilbert davon schwärmt. Sie hat Eat Pray Love geschrieben, legendär verfilmt mit Julia Roberts. Für Eat war sie drei Monate in Italien, darunter auch in Sizilien, um sich durch die Restaurants der Stadt zu essen. Sofort verliebte sie sich in die Stadt, die sie nur besuchte, um zu essen. 

Genau das haben wir auch vor. 

Anna vor dem Hafen von Syrakus

Ich liebe Syrakus. Bei Sonnenuntergang ganz besonders.

In Syrakus zeigt sich Sizilien von seiner schönsten Seite. Die Januarsonne strahlt, es ist warm und die Straßen sind erstaunlich sauber, ja es gibt sogar öffentliche Mülleimer. In Sizilien eine Seltenheit. Wir schlendern durch das alte Zentrum Ortigia, am Hafen entlang. Boote schaukeln in der Abendsonne. Überall gibt es nette kleine Bars und Restaurants. Zum Beispiel die kleine Enoteca Via Roma 23. Es ist der Treffpunkt in der Nachbarschaft. Hier trifft man sich vor dem Abendessen für ein Gläschen, redet über den Tag und die Kollegen. Die Sommeliere schenkt uns einen Frizzante aus, reicht Chips und Oliven, auf die sich Fine, Lotti und Jakob stürzen. 

Aperitif in den Gassen von Syrakus

So kann der Abend beginnen.

Die Hafenstadt wurde in der Antike von Griechen gegründet, und war für Jahrhunderte das kulturelle und politische Zentrum Siziliens. Viele Dichter und Wissenschaftler lebten hier. Zum Beispiel der Mathematiker Archimedes. Es gibt einen Themenpark, in dem man alle seine Erfindungen ausprobieren kann. Leider hat der Park zu und wir schauen nur über die Mauer. Dafür entdecken wir Angelo. Er hat einen riesigen Garten, in dem Papyruspflanzen wachsen. Ja richtig gelesen: Papyrus. Syrakus ist die einzige Stadt der Welt, wo außerhalb von Ägypten noch wilder Papyrus wächst.

Herstellung von Papyrus

Schon die alten Griechen haben vor 3000 Jahren auf diese Weise Papyrus hergestellt.

Die Pflanzen sehen ähnlich aus wie Bambus. Nur oben fächern sich schmale Blätter aus wie ein Schirm. Bei Angelo lernen die Kinder, wie man aus der Pflanze Papier herstellt. Dafür schält Angelo den Stamm und schneidet Streifen ab. Die legt er übereinander,  immer vier Streifen quer, darauf vier Streifen längs. Dann werden sie gepresst. Und nach drei bis vier Tagen, wenn alles getrocknet ist, ist fertiger Papyrus entstanden. Auch das haben die alten Griechen in Syrakus schon gemacht. Die Kinder sind beeindruckt. Angelo schenkt ihnen ein kleines Stück Papyrus. Er erzählt uns, dass er den Garten für seinen Nonno betreibt, seinen Großvater, der immer von einem Papyrus-Park träumte.

Syrakus, die alten Höhlen

Ein seltsamer Ort, diese alten Kultstätten. Wir fühlen uns nicht wohl, es regnet und wir bekommen Hunger.

Danach besichtigen wir das griechische Theater und den Park dahinter. Dort sind in den Felsen riesige Höhlen, jahrtausende alte Kultstätten. Eine heißt das “Ohr des Dionysos”, weil sie von der Form an den Gehörgang des menschlichen Ohrs erinnert. Drinnen ist es stockfinster, 65 Meter geht es in den Fels hinein. Dionysos I. war vor etwa 2400 Jahren der Tyrann von Syrakus (also nicht zu verwechseln mit dem griechischen Gott), der hier seine Feinde im Steinbruch schuften ließ. Wir gruseln uns und verlassen den unheimlichen Ort schnell. 

Vorspeisen im Restaurant Terra Mia in Syrakus

Wir schwelgen im Himmel der Vorspeisen.

So viel Kultur und Unterricht machen hungrig. Außerdem regnet es mittlerweile in Strömen. Wir suchen die Osteria Terra Mia auf, ein kleiner Familienbetrieb mit fünf Tischen, darauf rot-weiß karierte Decken, bunte Gläser, Keramikteller. An den Wänden Bilder von Bauernhöfen. Wir bestellen eine gemischte Vorspeisenplatte, erwarten drei oder vier Antipasti. Patron Santino bringt aber immer mehr kleine Schälchen aus der Küche. Darauf dicke Bohnen, Auberginen, Kutteln, Leber, Oliven, warmer Ricotta, gegrillte Paprika, kleine Omelettes mit Gemüse. Es hört gar nicht mehr auf. Santino freut sich über unsere Gesichter. Wir essen alles auf, dann kommt die Pasta. Hausgemachte Spaghetti Siracusana mit Semmelbröseln und Sardellen und Linguine nach Art des Chefs mit Makrele und Aubergine. Zum Niederknien.

Ein Teller frische Pasta

Bei Regenwetter gibt es nichts Wärmenderes als einen Teller Pasta.

Wie sagt unser Freund Salvatore so schön: “In Deutschland unterhalten sich die Männer über Frauen, in Italien über das Essen.” Und das ist wirklich wahr. Wie wird etwas zubereitet? Wo gibt es das beste Restaurant? Was ist die nächste Mahlzeit? Darüber wird hier hingebungsvoll diskutiert. Übrigens genauso unter Frauen. Elizabeth Gilbert schreibt über Sizilien in Eat, Pray, Love: “Der Sinn für Genuss ist ein Anker für das eigene Menschsein.”

Am Abend essen wir bei Piano B die beste Pizza unseres Lebens. Hauchdünn, knusprig, köstlich. Wenn das alles mal kein Grund ist Syrakus zu lieben.

Pizza

Pizza wie von einem anderen Stern.

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