Austern und Muscheln aus Zeeland
Der Fischladen in Sluis ist eine Institution in meiner Familie. Meine Mutter, meine Brüder, alle kaufen wir in diesem herrlichen Laden ein. Sluis liegt etwa 10 Kilometer entfernt von unserem Dorf an einem Kanal mit Tretbooten und dunklem Wasser. Eine fröhliche Wasserfontäne begrüßt die Besucher, die Bäume neben dem kleinen, alten Flusshafen wiegen sich im Wind.
Willkommen in Sluis, dem Örtchen mit dem besten Fischladen der Region. Wir freuen uns auf Austern und Miesmuscheln.
Der Fischladen liegt gleich am Anfang der Einkaufsstraße neben einem Tabakladen und einer Drogerie. Man muss zur richtigen Zeit kommen, sagt meine Mutter immer. Sie geht um Punkt 12 Uhr in den Laden, wenn die Holländer und Touristen nebenan im Restaurant sind und große Portionen Muscheln in sich hineinschaufeln. Dann ist der Laden leer.
Wir schaffen das nie, entweder sind wir zu früh oder zu spät und so stehen wir immer in der Schlange an der großen Theke, hinter der sich sämtliches Meeresgetier der Welt türmt. Lachse, Schollen, Aale, Tintenfische und so weiter. Und natürlich Matjes, der in Salz eingelegte Hering, den wir oft kaufen. Dazu schneiden wir zuhause dann einige Zwiebeln klein und geben gehackten Koriander drüber - herrlich.
Austern, Muscheln und Krabben
Die Nordseekrabben sind auch köstlich, kosten aber jedes Jahr mehr. Kein Wunder: Ich habe gelesen, dass die Krabben gefischt, dann nach Marokko transportiert, dort gepult und wieder zurückgeschickt werden. Inzwischen gibt es zwar auch Maschinen, die das hier vor Ort erledigen, trotzdem kaufe ich sie kaum noch. Früher haben wir sie selbst gepult. Zusammen mit meiner Oma saß ich am Tisch und war stundenlang beschäftigt, die winzigen Dinger aus ihrer Haut zu lösen. Meine Oma servierte sie dann abends in einer ausgehöhlten Tomate mit einem Klacks Mayonaise. Diese gefüllten Tomaten mit Krabben kann man jetzt auch kaufen. 15 Euro für zwei Stück.
Angenehm leer ist es heute. Nur 20 Menschen warten vor mir darauf, bedient zu werden.
Neben der Theke sind Becken mit Hummern, vor denen die Kinder gerne stehen und große Kühlregale mit Muscheln und regionalen Austern. Jawohl, regionale Austern. Es gibt die Zeeuwse Creuse Oester und die Zeeuwse Platte Oester.
Gezüchtet werden sie in Yerseke. Das ist auch ein Dorf in Zeeland nicht weit entfernt, zwischen der Oosterschelde und dem Grevelingenmeer. Jedes Jahr schwören wir uns, Yerseke zu besuchen. Und jedes Jahr schaffen wir es nicht, weil wir viel lieber an den Strand gehen oder in den Fischladen, um Austern zu kaufen und zuhause im Garten zu schlürfen. Selbst unsere Kinder mögen Austern. Hin und wieder essen sie eine.
„Das schmeckt wie das Meer,“ sagt Josefine.
Die Miesmuscheln kommen auch größtenteils aus Yerseke. Sie sind größer und fleischiger als ihre französischen Kollegen. Wir essen zu fünft zwischen drei und vier Kilo.
Patrick hat über die Jahre verschiedene Zubereitungsarten ausprobiert. Am Ende ist er bei der denkbar einfachsten geblieben.
Das beste Muschelrezept
Er wäscht zunächst die Muscheln, entfernt die Bärte und wirft bereits geöffnete weg. Dann hackt er mehrere Knoblauchzehen und einen halben Bund Petersilie klein. In einem großen Topf erhitzt er etwas Olivenöl und gibt, wenn es heiß genug ist, etwa die Hälfte des Knoblauchs hinzu - der darf auf keinen Fall braun werden! Deshalb dauert es nicht lange und die Muscheln kommen in den Topf. Nun die Hitze hoch drehen und nach kurzem Warten eine Flasche Weißwein hineingießen.
Essen fertig! Wer nascht denn da?!?
Deckel drauf.
Hitze etwas runter und ab und an den Topf gut druchrütteln, damit sich die Muscheln gut verteilen. Nach etwa fünf Minuten gibt Patrick den restlichen Knoblauch und die Petersilie dazu. Spätestens jetzt öffnet er den Weißwein, den es zum Essen geben soll. Wir trinken dazu gerne einen französischen Muscadet sur Lie oder einen Grillo aus Sizilien.
Nach etwa zehn Minuten haben sich die Muscheln geöffnet und sind fertig. Dazu passen entweder Fritten aus der Pommesbude im Nachbardorf oder frisches Baguette.