Holland – Das Pommesabenteuer

Endlich geht sie los, unsere große Reise. Und wir starten in Zeeland in den südwestlichen Niederlanden, an der Grenze zu Belgien. Hier gibt es kilometerlange weiße Sandstrände, Deiche und Dünen. Und gefühlt wir alles in Fett gelegt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. 

Kartoffeln, Käse, Kabeljau, der hier Kibbeling heißt und natürlich die Frikandel, die niederländische Frikadelle, die aussieht wie eine Bratwurst und aus gemischtem Hack besteht, offenbar sind auch fünf Prozent Pferd erlaubt. Das erzählen wir den Kindern besser nicht.

travel&taste - jetzt sind wir unterwegs.

Am Strand lernen wir Tieneke und Bart aus dem belgischen Gent kennen. Sie schwärmen von den zwanzig verschiedenen Frietsauces, von hespenrolletjes und vol-au-vent, hohen runde Blätterteigpasteten. Das klingt spannend. Wir fahren ins nahegelegene Brügge und wollen uns auf die Spur der Pommes und des guten belgischen Essens begeben.

Land der Pommes

In Belgien wurde die Pommes schließlich erfunden. Die Legende besagt, dass die Menschen früher die kleinen Fische, die sie angelten, ins heiße Fett warfen. Um 1650 herum war der Fluss zugefroren, also schnitten sie Kartoffeln klein und frittierten sie. Die Pommes war geboren.

Andere behaupten die Franzosen haben damit begonnen.

Unser Ausflug nach Brügge wird anders als geplant. Erster Unmut kommt auf, als die angesteuerte Bäckerei fürs Frühstück nicht mehr existiert - nun gut, der Reiseführer war von 2004. Ich gebe es zu. Gottseidank ist auf dem „Grote Markt“ dem Hauptplatz von Brügge ein Wochenmarkt. Es riecht köstlich nach Waffeln. 

Das hebt die Stimmung der unterzuckerten Kinder schnell und zuverlässig.

Zwei tätowierte junge Damen klatschen dicken Teig in ihr Eisen. Es gibt Waffeln mit Sahne und Erdbeeren, mit Schokolade oder einfach nur mit Zucker. Das erste Waffeleisen stammt übrigens auch aus Belgien oder Frankreich und wurde im 9.Jahrhundert gefunden. 

Die Kinder beißen dankbar in die heißen Waffeln und sind für einen Moment beruhigt. 

Die belgischen Waffeln kommen gut an

Inzwischen füllt sich die Stadt mit Touristen. Die Kinder, die fast nur Dorf kennen - besonders Jakob mit seinen fünf Jahren - sind zunehmend gestresst. Das Frittenmuseum ist leider ein Reinfall, wir drehen noch vor der Kasse um.

Lotti bettelt und bettelt, bis wir endlich eine Kutschfahrt machen. Natürlich ist das klischeehaft touristisch, doch die leuchtenden Augen der Kinder lassen uns schwach werden. 

Vor dem Rathaus steigen wir in eine Kutsche und traben durch die Touristenmassen, vorbei an Grachten, auf denen Boote mit noch mehr Menschen fahren.

Eine Kutschfahrt die ist lustig, eine Kutschfahrt die ist schön…zumindest eine Weile.

Das Klappern der Hufe entspannt uns für einen Moment. Bis der fünfjährigen Jakob die Nerven verliert. Die junge Kutscherin bietet ihm an, auf dem Kutschbock zu sitzen. Er möchte das gerne, traut sich dann aber nicht und bekommt einen Tobsuchtsanfall. Er brüllt so laut, dass die Passanten erschrocken aufblicken und Patrick mit ihm aussteigen muss.

Die Stimmung ist am Tiefpunkt, kulinarisch ist in Brügge nichts mehr zu holen. Alle Frittenbuden, die wir auf dem Rückweg zum Auto aufsuchen sind entweder „gesloten“ oder verwenden Tiefkühlware. Hungrig müde und genervt beschließen wir, nach Hause zu fahren.

Ab in die Pommesbude 

Belgische Fritten hin oder her, wir fahren zurück nach Holland und ins Nachbardorf unseres holländischen Domizils in die Frituur „Cafetaria De Zagerij“. 

Eine blonde Dame sagt: „Wat eten? Neem plaats.“ Wir bestellen eine Riesenportion Pommes mit hausgemachter Frietsauce, die ist leichter als Mayonaise und etwas süßer ist, mit Satésauce, die nach Erdnüssen schmeckt und natürlich Ketchup für die Kinder. 

Von der blonden Damen wollen wir wissen, was nun eigentlich der Unterschied ist von holländischen und belgischen Pommes. „Keiner“, sagt sie. „Wir bekommen unsere Kartoffeln von den Bauern hier aus der Gegend. Wir schneiden sie täglich frisch in Stifte Dann frittieren wir die Pommes zwei Mal. Beim ersten Mal werden sie gar, dann lassen wir sie ein paar Stunden ruhen. Das zweite Mal kommen sie erst dann ins Fett, wenn die Kunden sie bestellen. Und nicht irgendein Fett, Rindernierenfett muss es sein.“

Das machen viele Köche heute nicht mehr, weil das Fett zu teuer ist. Hier in Groede schon und es schmeckt herrlich. Natürlich nichts für Vegetarier.
Es zeigt sich, wir brauchen nicht in die großen Städte, die Geheimtipps liegen um die Ecke.

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Austern und Muscheln aus Zeeland

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Woher kommt dieser ganze Kram?