Kyparissia - Entspannung auf der Peleponnes
Irgendetwas liegt hier in der Luft und es ist gut. Obwohl es viel regnet, nachts eiskalt ist und wir kein Wort verstehen. Wir fühlen uns richtig wohl.
“Können wir nicht nach Griechenland ziehen?”, das fragt Jakob schon am ersten Tag in Kyparissia. Und die anderen beiden rufen. “Oh ja!!” Vielleicht ist es die Entspanntheit der Menschen, die überall zu spüren ist. Das nette Lächeln, wenn die Kinder “Kalimera” rufen. Morgens trinken die Verkäufer vor ihren Läden zusammen eine Tasse Kaffee. Der Tag beginnt gemächlich mit einer warmen Blätterteigtasche gefüllt mit Käse. Überhaupt die Cafés. In Kyparissia gibt es bestimmt 30 davon und alle sind gut besucht. Alte Herren trinken morgens ihren Ouzo und abends eine Tasse Kaffee. Im Kamin brennt ein Feuer und die Uhren ticken etwas langsamer.
Hier fühlen wir uns wohl. Ach was: sauwohl!
Wir haben ein kleines Haus in Xirocampos bezogen. Das Dorf liegt unterhalb des Berges Geranio. Von unserer Terrasse aus sehen wir über Olivenbäume bis aufs Meer. Die Kinder erkunden den Garten, füttern die Kätzchen und spielen zwischen den alten Steinmauern.
Patrick und ich stehen früh auf und arbeiten. Gegen acht wecken wir die Mädchen und frühstücken mit ihnen - Jakob kann schlafen, so lange er will. Um neun Uhr ist Schulbeginn.
Patrick und ich wechseln uns ab. Ich mache Mathe und Patrick kümmert sich um Englisch oder Französisch. Wer nicht dran ist, darf ins Café nach Kyparissia, um dort zu arbeiten.
Unspektakulär und doch so großartig: Kyparissia
Schnell haben wir einen Lieblingsort gefunden: Das Neo Kentrikon, das Christus und Alexandra betreiben. Die beiden sprechen englisch, machen hervorragenden Kaffee und auch das Essen ist fantastisch: Zucchinibällchen mit Schafkäsepaste, Kayana, ein traditionelles Gericht aus Rührei, frischer Tomatensoße und Schweinefleisch von den eigenen Tieren, gegrillte Pilze, einen Blättetteigküchen mit Makkaroni und Feta und und und…
Wir gehen oft essen. Denn der Supermarkt ist sehr viel teurer als die Taverne. Unser nächster ist Lieblingsort ist das “To Geranio” im Nachbarort. Dort kocht Antonia, eine ältere Dame, die immer um 19 Uhr ihren Laden aufsperrt. Dann sitzt sie vor dem offenen Feuer, raucht eine Zigarette, trinkt eine Tasse Kaffee und wartet auf Gäste. Zu dieser Jahreszeit sind wir meist die einzigen. Wenn wir kommen rückt sie einen Tisch zurecht, genau vors Feuer, damit wir es warm haben. Dann geht sie in die Küche und bereitet wunderbare Dinge für uns zu.
Anna freut sich aufs Essen.
Leicht angewärmte, mit Reis gefüllte Weinblätter, Feta aus dem Ofen, Gigantes, Riesenbohnen und Lammschulter. Dazu gibt es einen halben Liter Roten. Der kommt von den Reben rund ums Dorf und schmeckt wie Naturwein. Den Nachtisch gibt es aufs Haus. Loukoumades, frittierte Teigbällchen mit Honig und Mandeln und mit Schokolade. Die Kinder nennen Antonia immer Oma. Verstehen kann sie uns nicht. Sie spricht griechisch und ein paar Brocken Englisch. Aber ich glaube, sie mag uns.
Verliebt schmeckt das Essen gleich doppelt so gut.
Auch am Valentinstag gehen wir essen. Für die Griechen ist der Tag sehr wichtig. In jedem Geschäft und in jedem Restaurant hängen rote Herzballons. Auch im Palia Agora unterhalb der alten Burg von Kyparissia. Alle Tische sind reserviert. Wir fürchten schon, keinen Platz zu bekommen. Doch die Dame des Hauses winkt uns rein und gibt uns den schönsten Tisch. An den Nachbartischen sitzen Pärchen und schauen sich tief in die Augen. Wir essen Rote Bete Salat, gegrillte Pilze und lokale Fleischspezialitäten, die Kinder eine riesige Portion Pommes mit Spiegelei und geriebenem Mizithra Käse. Mit sehnsüchtigen Augen schauen sie zu den roten Ballons an der Theke.“Können wir nicht einen mitnehmen?” betteln sie. Patrick fragt die Bedienung. Sie strahlt. “Natürlich,” sagt sie. “Kommt morgen wieder und ihr könnt alle haben.”
Luftballons machen einfach glücklich.
Am nächsten Tag macht sie ihr Versprechen wahr. Drei glückliche Kinder ziehen durch Kyparissia mit zwanzig roten Herzluftballons.
Sagte ich schon, dass wir Griechenland lieben?