Griechenland - stürmische Ankunft in Igoumenitsa

Uns ist schlecht. Sehr schlecht. Fine und ich sitzen auf dem obersten Deck unserer Fähre und können uns nicht vorstellen, diesen Platz gerade wieder zu verlassen.Das Schiff schaukelt und schwankt durch meterhohe Wellen, rauf und runter, rauf und runter. Anna und Lotti gesellen sich zu uns, ebenfalls leicht grün im Gesicht. Allein der frische, eiskalte Wind, der hier oben weht, macht es erträglich. Nur Jakob hüpft vergnügt durch die Gegend und leckt ein Eis.Nach einer gefühlten Ewigkeit, als Italien schon lange hinter dem Horizont verschwunden ist, wird das Mittelmeer ruhiger. Endlich ist uns nicht mehr übel.

Familie Hemminger an Bord der Fähre

Herrlich, wenn die Übelkeit nachlässt.

Acht Stunden dauert die Überfahrt von Brindisi nach Igoumenitsa. Acht Stunden, in denen wir rein gar nichts zu tun haben. Wir spielen alle möglichen Spiele, die Kinder rennen herum. Anna und ich lesen abwechselnd mit Jakob seine Lieblingslektüre - einen inzwischen völlig zerfledderten Katalog von Lego.

Als es dunkel wird, öffnet das Restaurant an Bord. Die Schlange ist lang, das Essen teuer. Wir haben Hunger, aber keiner hat Lust auf Fährenfraß. Sogar die Kinder wollen lieber aushalten, als sich lauwarme Pommes zu bestellen.

Lotti und Anna Hemminger an Bord der Fähre

Lauwarme Pommes? Nee, dann doch lieber Mama anknabbern!

Gegen zehn Uhr legt das Schiff an. Bis wir endlich die Rampe herunterrollen dauert es. Nur gut, dass wir wie in Civitavecchia (LINK) eine Unterkunft in der Nähe des Hafens gebucht haben. Keiner will jetzt mehr lange fahren. 

Der Vermieter wartet schon vor der Haustür. Es ist schon fast elf Uhr. Jetzt haben wir richtig Hunger. Trotzdem ist die Stimmung erstaunlich gut. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt, nach fünf Monaten unterwegs, im Reisen so richtig angekommen sind. Das Apartment ist schön, der Vermieter empfiehlt ein Grillrestaurant, ein paar hundert Meter die Straße runter. Das habe noch offen. Wir überlegen nicht lange und machen uns auf den Weg. Der Besitzer freut sich und deckt uns einen Tisch in einem beheizten Vorzelt. Die späte Uhrzeit ist kein Problem, es ist völlig normal bis Mitternacht zu essen. 

Nach Portugal sind wir zum zweiten Mal in einem Land, in dem wir die Sprache nicht sprechen. Nun kommt hinzu, dass wir sie nicht einmal lesen können. Die griechischen Buchstaben machen uns zu vollkommenen Analphabeten. Zum Glück gibt es eine englische Variante der Speisekarte. Und der Besitzer hilft auch noch bei der Entscheidung. Wir bestellen Tzaziki, griechischen Salat, Gemischtes vom Grill, Fritten und eine Karaffe Weißwein.

Griechisches Essen

Gut zu erkennen: Wir haben das Land von Pasta und Pizza hinter uns gelassen.

ir haben das italienische Essen geliebt - und nun freuen wir uns unbändig darüber, wieder etwas anderes auf den Tellern zu haben. Der Tzaziki ist cremig und mit viel Knoblauch angemacht, der griechische Salat stillt unseren Hunger auf Gemüse, die Fritten frisch und knusprig, das Fleisch auf den Punkt. Ich hätte dazu nun gerne Rotwein, der auf der Karte steht.

Der Besitzer sieht mich an, als hätte ich ihn nach einer Portion Krötenschaschlik gefragt. “Why?”, will er wissen. Rotwein mache duselig im Kopf und außerdem habe ich mit dem Weißen doch schon seinen besten Wein im Glas. Punkt. Er verschwindet und bringt eine weitere Karaffe Weißwein. Der ist aber auch wirklich gut.

Um halb eins verlassen wir bester Laune das Restaurant. Die erste Nacht auf griechischem Boden schlafen wir herrlich.

Am nächsten Morgen sind wir gespannt aufs Frühstück. Die Italiener konnten mit ihren süßen Teilchen nicht überzeugen, was tischen uns die Griechen auf?

Wir finden ein Café, in dem am späten Vormittag kleine Gruppen von älteren Herren sitzen, entweder noch beim Kaffee oder schon beim Bier oder Ouzo. Ich bestelle einen griechischen Kaffee - der wird mit dem Pulver aufgekocht und serviert. Ich muss eine Weile warten, bis sich das gesetzt hat, dann schmeckt er herrlich. Anna und die Kinder suchen sich in der Vitrine verschiedene Blätterteigteilchen aus,  mit Feta oder Spinat, außerdem knusprige Sesamkringel. Herrlich.

Griechische Autobahn

Beie herrlichem Wetter geht es nun nach Süden.

Plötzlich wendet sich ein älterer Herr am Nachbartisch uns zu. “Eine glückliche Familie”, saget er in fließendem Deutsch mit leicht schwäbischem Akzent. Wir kommen ins Gespräch. Der Her hat 40 Jahre am Bodensee in Konstanz gelebt und gearbeitet. Dann ist er in seine Heimat zurückgekehrt. Ein weiterer Herr setzt sich dazu. Auch er war 30 Jahre lang in Deutschland und ist nun wieder in Igoumenitsa.

Mir kommen ein paar Zeilen in den Kopf aus “Griechischer Wein” von Udo Jürgens: 

Sie sagten sich immer wieder: „Irgendwann geht es zurück“

Und das Ersparte genügt zu Hause für ein kleines Glück

Wir verabschieden uns herzlich. Dann steigen wir ins Auto und machen uns auf den Weg gen Süden. Peloponnes, wir kommen!

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Kyparissia - Entspannung auf der Peleponnes

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