Sizilien - aller Anfang ist schwer
Überwintern auf Sizilien. Das hatten wir uns so schön ausgemalt. Sonnenschein am Tag, herrliches Essen, Nonnas, die mit uns Pasta kochen. Und dann kommt alles ganz anders. Es stürmt und regnet. Unsere Unterkunft liegt am Capo Zafferano. Eine Villa mit Blick auf das Meer. Sie ist eiskalt. Wir wollen ein Feuer im Kamin machen, doch das Holz ist frisch geschlagen, die Blätter an den Zweigen noch grün - an wärmende Flammen ist nicht zu denken. Jetzt eine heiße Dusche! Doch warmes Wasser haben wir auch keines. Nach einem hastig zubereiteten Abendessen gehen wir ins Bett. Was sollen wir auch sonst tun?
Sizilien, du machst es uns zu Beginn nicht leicht.
Wie soll das nur an Weihnachten werden? Die Kinder freuen sich doch so!
Am nächsten Tag erkunden wir die Gegend. Die Mauern in unserem Viertel sind hoch. Spitze Eisenzäune überall, Hunde kläffen uns an. Auf den Straßen liegt Müll, überall leere Plastikflaschen. Ein kleiner Weg führt zum Leuchtturm am Kap. Die Aussicht ist fantastisch. Doch lange bleiben wollen wir nicht. Das Gebäude ist verfallen, auch innen überall Müll.
Die Insel wirkt an vielen Orten ungeliebt und fertig.
Wir fahren lieber in den nächsten Ort. Porticello.
An diesem Samstag sind lauter kleine Wagen mit Gemüse und Brot auf der Ladefläche unterwegs. Händler verkaufen ihre Waren direkt an den Wohnhäusern. Omas lassen leere Körbe an Schnüren aus ihren Fenstern und ziehen sie voll wieder hoch. Wir finden ein kleines Café, bestellen Cappuccino und Cornetto mit Pistaziencréme. Die alten Herren springen auf und bieten uns einen Sitzplatz an.
Im Sonnenschein wirkt der Fischereihafen von Porticello sicher sehr pitoresk und schön.
Der Gemüsehändler berät uns lange und ausführlich. Den Brokkoli sollten wir nehmen, der sei gerade gut. Und wir sollten auf jeden Fall im Internet nachschlagen, dass wir ihn auch richtig zubereiten zur Pasta.
Einkaufen macht Spaß und fröhlich kommen wir zurück in unsere Villa. Doch die ist immer noch eiskalt. Wir schreiben Dutzende Nachrichten an die Vermietungsagentur. Schließlich bringt der Hausbesitzer mit seiner Ape eine Ladung trockenes Holz, und endlich am 24.12. repariert ein Klempner den Boiler. Dann ist Weihnachten. Patrick kocht unser Traditionsessen Linsen mit Spätzle - mit sizilianischen Linsen und Salsiccia. Das Feuer flackert vor dem selbstgebastelten Baum aus Tannenzweigen, die Kinder machen ein Krippenspiel mit ihren Playmobilfiguren, aus dem Lautsprecher klingt das Weihnachtsoratorium. Es ist schön. Doch nach ein paar Tagen ist das Holz verbraucht, der Vermieter will auch kein neues bringen.
Es hilft nichts, wir müssen weiterziehen.
Am Ätna, oberhalb des kleinen Dorfes Gaggi, finden wir ein neues Zuhause in einem umgebauten Palmento, einer alten Weinpresse. Schneebedeckt liegt der Vulkan vor uns und raucht vor sich hin. Der Ätna hat Bauchschmerzen, sagen die Einheimischen. Es ist gut, wenn er Dampf ablässt. In den letzten Jahren war er ständig aktiv, erzählt unsere Gastgeberin Wendy und zeigt Fotos von glühender Lava, die austritt. Wendy und ihr Mann Paul kommen aus Deutschland und leben die meiste Zeit hier. Sie kennen jeden im Dorf und begleiten uns bei den ersten Einkäufen. Sie wissen, wo es den besten Kaffee gibt und hausgemachte Cornetti und haben jede Menge Ausflugstipps. Am Abend stehen Patrick und ich mit einem Glas Wein an der Balustrade und freuen uns auf die nächsten Wochen.
Die Aussicht von unserer Terrasse für die kommenden Wochen. Wir freuen uns und geben Sizilien eine zweite Chance.