Italien – von Civitavecchia nach Sizilien

Das Meer rauscht. Es gibt kein beruhigenderes Geräusch. Die Wellen rollen an den Strand, die Sonne scheint ins Zimmer und ich bin hellwach. Endlich in Italien. Wir waren schon so lange nicht mehr hier. Fine, Jakob und Lotti schlafen tief und fest, als ich mich aus dem Haus schleiche und ein Café suche. Der erste Cappuccino in Civitavecchia, darauf freue ich mich seit Tagen.

Morgendlicher Blick auf Civitavecchia

Der erste Morgen in einem neuen Land ist immer der verheißungsvollste.

Um die Ecke an der Promenade liegt eine Bar, Plastikstühle draußen, Neonlicht drinnen. Also typisch Italien. Ein älterer Signore serviert mir einen Cappuccino und unterhält sich mit dem anderen Gast über Autos. Ich verstehe nur die Hälfte. Als sie merken, dass ich aus Deutschland bin, werde ich mit einem Handschlag verabschiedet. „Auf Wiedersehen.“

Auf geht’s nach Süden

Und es gibt tatsächlich ein Wiedersehen, denn eine Dreiviertelstunde kommen wir mit der ganzen Familie in die Bar, essen Cornetti gefüllt mit Aprikosenmarmelade und stärken uns für die weitere Fahrt. Als wir aufbrechen regnet es, die Häuser sind grau. Vor Rom stehen wir im Stau. Doch rausfahren macht keinen Sinn. Für Rom wollen wir uns Zeit nehmen und die haben wir nicht. In ein paar Tagen ist Weihnachten und da möchten wir auf Sizilien sein. Je weiter südlich es geht, desto mehr Ruinen und verfallene Häuser stehen rechts und links von der Autobahn. Ab Napoli ist meistens die zweite Spur wegen Schlaglöchern gesperrt. Müll häuft sich an der Leitplanke. Der Autogrill ist überteuert und voll.

Als es dunkel wird, erreichen wir Kalabrien. Ich habe ein Zimmer in einem Agriturismo gebucht. Das sind Bauernhöfe oder Weingüter mit Zimmern oder Ferienwohnungen.

Blickk auf das Castello de Serragumiento

Wir sind müde nach einer langen Fahrt. Doch diese Ankunft, dieser Anblick entschädigt für die Strapazen.

Bei der Auffahrt Sibeli fahren wir ab und holpern über einen Feldweg. Neben uns eine rostige Fabrik, dann nur noch Olivenbäume. Sind wir richtig? Dann endlich eine Auffahrt, ein schönes Tor und das Castello de Serragumiento, eine kleine Burg aus dem 16. Jahrhundert. Wir sind begeistert. An der Rezeption empfängt uns Marianna, sie führt uns an einem riesigen Weihnachtsbaum vorbei in den Turm unters Dach. Dort haben wir unser großes Zimmer, mit Blick auf die Olivenbäume und eine Pferdefarm.

Ab ins Ristorante

Nach der langen Autofahrt toben die Kinder draußen über die Wiese, fallen beinahe in den Pool, der zu Jakobs Leidwesen gerade nicht benutzt werden darf - es hat 14 Grad. Kein Italiener kann sich im Gegensatz zu unserem Sohn vorstellen, in das kalte Wasser zu steigen.

Das Allerbeste: Zum Castello gehört auch ein Ristorante, La Voliera. Marianna hat uns einen Tisch gebucht.

Ein Teller Polenat mit Stockfisch

Polenta mit Stockfisch - oder: Baccalà fritto con panko e gocce di topinambur. Lecker!

Wir bestellen Gnocci alla zucca fatti in casa con funduta al canestrato e funghi porcini. Zu deutsch Kürbissuppe mit einem Topping aus Pilzen und Kastanien. Klingt das nicht viel schöner auf italienisch? Ich liebe diese Sprache. Casarecce con ricotta e’nduja, hausgemachte Casarecce mit Ricotta und einer speziellen Salami aus Kalabrien. Und Filetto di suino nero ai funghi porcini e crema di zucca. Die Kinder nehmen die klassische Salsiccia mit Brokkoli di rapa. Selten so einen leckeren Brokkoli auf dem Teller gehabt - und ich muss viel davon essen, da die Kinder nur die Wurst herauspicken.

Laute Kinder? Kein Problem

Für Jakob ist das Stillsitzen nichts, er rennt durchs Restaurant, ist laut und verschwindet nach dem Essen im Garten. Kein Problem für die Italiener. Die nette Bedienung strahlt mich an: Ihr Sohn ist genauso alt. Einen Grappa für Sie und Ihren Mann? Oh ja, ausnahmsweise. Den habe ich schon ewig nicht mehr getrunken. Satt und zufrieden fallen wir in unsere Betten und schlafen herrlich.

Frühstücksbuffet

Diese Verwendung eines Billardtischs erscheint den Kindern deutlich sinnvoller.

Am nächsten Morgen sind die unteren Räume des Schlosses in ein Frühstücksbuffet umgewandelt. In einem Raum gibt es regionalen Käse, im nächsten stehen Aufschnitt und Obst und in wieder einem anderen sind verschiedene Kuchen und Süßigkeiten aufgebaut. Die Kinder laden sich die Teller voll, die nette Bedienung vom Vorabend arbeitet heute morgen hier und bringt sehr starke Cappuccini. Ich könnte stundenlang sitzen und frühstücken, doch leider müssen wir auschecken und weiterfahren. Nicht ohne vorher die Pferde des Agriturismo zu besuchen. Fine und Lotti wollen reiten. Leider hat es in der Nacht geregnet. Der Platz ist eine Schlammwüste, die Pferde stehen drinnen und der Reitlehrer Enzo ist nicht erreichbar. Wir streicheln die Tiere und die Kinder sind traurig, dass ihr großer Wunsch Reiten unerfüllt bleibt.

Jakob streichelt ein Pferd

Reiten geht heute nicht, streicheln ist aber auch ganz schön.

Nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir endlich Villa San Giovanni. Von hier aus geht die Fähre nach Messina auf Sizilien. Der Ort sieht fertig aus, Müll liegt an den Straßen, die Plätze sind heruntergekommen. Putz blättert von den Häusern. Wir essen eine Pizza und reihen uns dann in die Autoschlange der Fähre ein. Eine Frau winkt die PKW auf das Schiff. Mit den Händen zeigt sie an, „noch fünf Autos haben Platz.“ Wir sind das fünfte Auto und freuen uns riesig. Die Frau will unser Ticket sehen. Lange starrt sie auf das Papier. Dann sagt sie: No!

Wir sind irritiert. Warum no? Die Frau erklärt: „Das ist die falsche Fährlinie. Eure Fähre fährt ganz woanders ab.“ 

Fine und Lotti auf der Fähre nach Sizilien

Schon wieder Fähre…

Also wenden, an den anderen Autos vorbei zur anderen Fähre. Die ist gerade abgefahren. Also wieder warten. Aber endlich stehen wir an Deck. Sizilien liegt vor uns. Dichte schwarze Wolken überschatten Messina. Wir spüren den Wind und freuen uns auf das nächste Abenteuer.

Sizilien, was wirst uns bringen?

Unsr Auto auf der Fähre

Ein paar Wochen werden wir auf Sizilien sein. Wir sind gespannt, denn keiner von uns war bislang dort.

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Sizilien - aller Anfang ist schwer

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Leinen los - 24 Stunden auf der Fähre