Kalchkendlalm - Zu Gast bei Roswitha

Es ist wie nach Hause kommen. Schon vor drei Jahren waren wir mit den Kindern bei Roswitha, um mit ihr Brot zu backen. Damals habe ich eine Radioreportage über dieses Abenteuer gemacht. Später kam ich auf das berühmte Brotfest, zu dem Roswitha Bäcker aus aller Welt auf die Alm lädt. Und jetzt sind wir erneut zu Gast an diesem einzigartigen Ort. 

Patrick Hemminger Roswitha Huber und Anna Hemminger

“Herzlich willkommen!”. Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen.

Die Kalchkendlalm liegt im österreichischen Tauerngebirge auf 1200 Meter Höhe. Die Alm ist 400 Jahre alt, die Balken verwittert, vor der Haustür plätschert Wasser aus einer Quelle in einen Brunnen. Vor der Tür steht Roswitha und breitet die Arme aus. “Herzlich willkommen!!" ruft sie. 

Die Geschichte von Roswitha und dieser Alm ist besonders. Als junge Lehrerin kam Roswitha nach Rauris und stellte fest, dass immer weniger Kinder über Brot Bescheid wissen, "dieses einfache, wunderbare Lebensmittel, das es überall auf der Welt gibt.” Obwohl im Tal in früheren Zeiten immer gebacken wurde und es zahlreiche Holzöfen gab. Sie fing an, Schulkindern das Brotbacken beizubringen, im Holzofen auf der Alm der Schwiegereltern.

Kalchkendllalm in Rauris im Nebel

Ein ganz besonderer Ort: Die Kalchkendlalm auf 1200 Metern Höhe.

Später kamen immer mehr Erwachsene, die das auch wieder lernen wollten. Das Thema Holzofen faszinierte Roswitha. Sie reiste um die ganze Welt, auf der  Suche nach Holzofenbäckern und schrieb deren Geschichte auf. Zwei Filmemacherinnen fanden das so spannend, dass sie Roswitha auf einer ihrer Reise begleiteten. Der Film wurde auf dem Food Film Festival New York gezeigt und Roswitha weit über Österreich hinaus bekannt.

Brot, Käse und Wein

Es braucht nicht viel für ein gutes Essen: Der Käse kommt noch aus Italien, der Wein aus Griechenland und das Brot hat Roswitha gebacken.

Wir sitzen mit Roswitha in der gemütlichen Stube, essen das selbstgebackene Roggenbrot und unterhalten uns über das Leben. “Gutes Brot braucht Feuer,” davon ist die ehemalige Lehrerin überzeugt. Vor der Alm stehen mittlerweile zwei Holzbacköfen. In ihrer Backstube befinden sich Brotkörbe und Säcke voller Getreide. Champagnerroggen, Waldstaudenroggen, Emmer, Dinkel, Weizen. Und eine Mühle gibt es auch, um das Mehl frisch zu mahlen. 

Vor drei Jahren: Roswitha in Hochform bei unserem Brotkurs.

Als Patrick Roswitha bei unserem ersten Brotkurs erzählt, dass sein Roggensauerteig immer misslingt, lacht sie herzlich. “Wie oft hast du es probiert?” fragt sie. “Einmal, zweimal? Und schon denkst du, du kannst es?” Roggensauerteig ist anspruchsvoll. Es braucht Erfahrung, um damit zu backen. Das hat sich Patrick zu Herzen genommen. Und es ist auch eine Botschaft an das Leben. Wenn etwas nicht gleich gelingt, weitermachen und nicht aufgeben.

Anna backt frischen Rhabarberkuchen

Vor der Alm wächst frischer Rhabarber. Anna backt sofort einen Kuchen.

Durch Roswithas Engagement ist das Brotbacken zurückgekehrt ins Rauriser Tal. Sie veranstaltet regelmäßig Brotfeste und lädt Holzofenbäcker aus der ganzen Welt ein. Mittlerweile gibt es wieder 35 Holzbacköfen im Tal und es werden immer noch neue gebaut. Die Einheimischen haben das Backen wieder entdeckt.

Patrick Hemminger vor der Kalchkendlalm

Wir kommen zur Ruhe. Geht auch gar nicht anders bei drei Tagen Dauerregen.

Für Roswitha ist es nicht nur Teigkneten und den perfekten Sauerteig schaffen, nein es geht in ihren Kursen um so viel mehr. „Die Begegnungen. Die Begegnungen, die sind auf der Alm von einer besonderen Art, weil du einfach ganz viel Ballast unten lässt, der hier oben keine Rolle spielt. Wir alle tun das Gleiche. Wir sprechen eine Sprache und das ist die Sprache der Hände. Das ist die Sprache des Feuers, das ist die Sprache des Mehls. Und es sind immer andere Leute, die da zusammengewürfelt werden. Sie kommen aus verschiedensten Berufen, aus verschiedensten Ländern, aus verschiedensten Lebenslagen. Und das ist für mich das Spannende.”

Blick auf die Kalchkendlalm

Seit Jahrhunderten existiert die Alm. Wie ein Fels in der Brandung der Zeit.

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