Polen - Abenteuer zwischen Sauerkraut und Birkensaft

Zielona dolinka, das grüne Tal, heißt unsere Unterkunft. Ein Bauernhof in der Umgebung von Stryszów südlich von Krakau. Unsere Vermieter Adam und Ella sind unfassbar nette Menschen. Sie empfangen uns mit herzlichem Lachen und gezücktem Handy. Denn deutsch oder englisch kann keiner von ihnen. Die Tochter Emilia kann am schnellsten tippen und stellt uns viele Fragen. “Warum seid ihr in Polen?” “Wie gefällt es euch?” Als wir von Travel&Taste erzählen und unserer Suche nach dem guten Essen, bekommt die Familie große Augen. “Wir reisen nicht”, sagt Emilia über das Handy. “Dafür kommt die Welt zu uns.”

Kind auf einer Seilbahn vor Sonnenuntergang

Bis zum Sonnenuntergang tönt den ganzen Tag das Sausen der Seilbahn durch den Garten.

Wir wohnen in einer umgebauten Scheune. Im Garten gibt es eine Feuerstelle und eine Hollywoodschaukel. Die Kinder jubeln über die Seilbahn und wollen den ganzen Tag nichts anderes machen. Trotzdem erkunden wir die Gegend. Die Supermärkte heißen Delikatesy und das beste ist das frische Sauerkraut und die eingelegten Gurken, die man im Kühlregal direkt aus Holztöpfen fischen kann. In Kalwaria Zebrzydowska landen wir in der Wallfahrtskirche und bewundern die Holzhäuser im Zakopane-Stil. Und endlich finden wir auch ein restauracja in dem wir lecker essen. Die Karte ist natürlich auf polnisch. Wir nehmen zupa und gefüllte Piroggen und Kartoffelrösti mit Pfifferlingsauce. Placki ziemniaczane w sosie kurkowym heißen die. Ich verknote mir fast die Zunge als ich bestelle. Diese Konsonanten sind wirklich schwierig. 

Patrick Hemminger und Sohn Jakob hüten eine Kuh

Andere Menschen haben einen Hund oder eine Katze. Die geben aber keine Milch.

Jeden Tag kommen unsere Vermieter und bringen uns etwas zu essen oder zu trinken. An einem Tag ist das Pflaumenwein, am nächsten ein selbstgebackenes Brot oder selbst gerührte Butter. Die Milch stammt von der einzigen Kuh des Bauernhofs. Die Oma von Adam hat ihr ein rotes Tuch um die Hörner geschlungen und führt sie jeden Tag auf die Wiese zu den saftigsten Kräutern.

Ein Mann stellt einen Kochtopf ins offene Feuer

Adam zeigt uns, wie wir im offenen Feuer kochen: Immer nur kleines Holz nehmen, denn zu heiß darf es auf keinen Fall werden.

“Andere Leute haben Katzen oder Hunde, meine Oma hat eine Kuh”, übersetzt Emilia und kichert. Ihr Vater fragt, ob wir Fleisch essen. Wir nicken. Da bringt er uns einen geheimnisvollen Topf.  “Heute Nachmittag stellt ihr den ins Feuer.” Ich frage, wie lange. Doch das Übersetzungsprogramm spinnt. “Die Werkstatt wird offen haben”, sagt Adam. Häh? Nach drei Versuchen sagt er, “Ich komme und helfe euch.” Um 18 Uhr erscheint er mit der ganzen Familie und einem Bunsenbrenner. Sie zünden das Feuer an und stellen den Topf hinein. Adam reicht uns eine Flasche. “Selbstgemachter Birkenwein. Den mag meine Frau so gern.” Wir probieren, es schmeckt erstaunlich gut.

Eine junge Frau und ein Mann schauen auf ein Handy

So verständigen wir uns: Man spricht oder tippt ins Handy, das übersetzt.

“Ich persönlich mag es stärker”, sagt Adam und zückt eine zweite Flasche. Verschiedene Beeren, selbstgebrannt. Schmeckt auch gut, vor allem wärmt es. Wir stehen im Regen um das Feuer herum und lächeln uns an. Irgendwann will keiner mehr in sein Handy tippen, die Familie geht zurück in ihr eigenes Haus.

Nach einer Stunde ist der Kartoffeleintopf fertig. Wir holen den Topf aus dem Feuer und nehmen den Deckel ab. Darunter dampft ein Kohlblatt, wir klappen es auf und sehen Kartoffeln, Brokkoli, Paprika, Kohl, dazwischen Wurststücke und viele Zwiebeln. Die Kinder probieren und wollen lieber Nudeln. Patrick und ich essen drei Tage lang davon und trinken den Rest vom Birkenwein. Herrlich. 

Als wir uns verabschieden, drücken wir uns wie alte Freunde. Jetzt geht es nach Krakau.

Anna Hemminger und Patrick Hemminger stehen mit einer Frau und einem Hund vor einem Holzhaus

Herzliche Gastgeber: Ella und Hund Remus verabschieden uns.

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