Kroatien – Von Milan und den Fischen

In Kroatien sind wir alle erschöpft. Die Etappe war lang. Von Albanien sind wir über Montenegro und Bosnien-Herzegowina hierher gefahren. Sieben Stunden, vier Grenzen. In der Bucht von  Vinišće in Dalmatien brauchen wir alle nur noch eines: Ruhe. Wir haben ein herrliches kleines Häuschen gefunden. Zum Strand sind es nur ein paar Meter. 

Die ersten Tage unternehmen wir gar nichts. Die Feriensaison hat noch nicht begonnen. Alle Restaurants haben geschlossen, nur ein winziger Supermarkt und ein Café sind geöffnet. Unsere Nachbarin, eine alte Dame plaudert auf kroatisch auf uns ein, versorgt uns mit selbstgebackenen Hefeteilchen und zeigt den Kindern ihre Minischildkröten.

Anna Hemminger steht vor einer stürmischen Bucht in Kroatien

Es ist kalt und es windet. Die Fischer können nicht rausfahren.

Dann wird das Wetter schlecht. Es stürmt und regnet, die Boote schaukeln im Hafen. Eines ist sogar untergegangen. An einem Morgen wird es geborgen. Wir schauen zu. Ein Mann mit weißem Haar und blauen Augen spricht uns an. Er heißt Milan, ist Segler und Caterer und kocht bei sich zu Hause für Gäste. „Ab 15 Euro pro Person“, sagt er und drückt mir seine Visitenkarte in die Hand. Ich bin angetan, sehe uns schon bei ihm im Garten sitzen und über kroatische Rezepte philosophieren. Das wird ein unvergessliches Erlebnis. Ein paar Tage später rufe ich ihn abends an. „Ich bin gerade im Dorfcafé,“ sagt Milan, „kommt vorbei, dann können wir alles besprechen.“

Drei Kinder vor dem stürmischen Mittelmeer

Wir hoffen auf ein sensationelles kulinarisches Erlebnis bei Milan. Die Kinder lieben gegrillten Fisch.

Patrick kocht gerade und ist wenig begeistert. Dennoch begleitet er mich und Jakob nehmen wir auch mit. Das Café ist am anderen Ende der Bucht. Drinnen läuft auf einer Leinwand Fußball. An den Tischen sitzen nur Männer, alle rauchen und trinken Kaffee. In einer Ecke entdecken wir Milan. Er spielt mit zwei älteren Herren Karten. „Setzt euch an den anderen Tisch, ich bin gleich fertig”, sagt er, ohne den Kopf zu wenden.

Wir lassen uns nieder. Der Kellner bringt ein Glas Rotwein mit Eiswürfeln für uns und eine Limonade für Jakob. Der findet das großartig. Er hat uns für sich ganz allein, bekommt einfach so eine Limonade und kann dazu noch Fußball auf der großen Leinwand sehen. Wir finden es weniger großartig. Die Zeit vergeht, die Mädchen sind allein zu Hause, Milan ist in sein Kartenspiel vertieft. Wir warten und warten bis ich sage: “Jetzt reicht es, ich gehe.”Da schlendert Milan zu uns herüber. Er zeigt uns auf seinem Handy Bilder von Fischen auf dem Grill. „Es gibt mehrere Varianten,“ sagt er . „Wir machen bei mir im Garten einen schönen Fisch, dazu Kartoffeln und Mangold aus dem Garten.“

Patrick Hemminger auf einem Sofa

Was machen wir denn jetzt? Teuer Milan bezahlen? Selber grillen?

„Gibt es gerade Fisch?", fragt Patrick zweifelnd. Die Fischer können wegen des Windes nicht rausfahren. „Ich habe meine Kanäle“, sagt Milan geheimnisvoll. Oh. Wir schauen uns an. Was sollen das für Kanäle sein? Die Tiefkühltruhe eines Kumpels? Oder den einen mutigen Fischer, der auch bei Sturm rausfährt und dann exklusiv Milan beliefert?

„Und was soll das kosten?“ „200 Euro. Da ist alles drin. Getränke. Essen. Cola für die Kinder. Für mich bleiben davon gerade mal 30 Euro übrig, ich will euch ja nicht über den Tisch ziehen.” 

Patrick Hemminger vor einem Grill mit offenem Feuer

Wir entscheiden uns fürs selber machen. Sobald das Wetter wieder besser wird, fangen die Fischer jede Menge Wolfsbarsche.

„Und was sind die anderen Varianten?“ fragt Patrick. 

„Auf die habe ich keine Lust. Billiger Zuchtfisch. Würde ich euch nicht empfehlen.“

Wir blicken uns an und sagen, dass wir uns das überlegen. Dann gehen wir. 200 Euro für einen Fisch auf dem Grill mit ein paar Kartoffeln? Zuhause lachen wir schallend. 

Am nächsten Tag ist das Wetter wieder besser und Patrick fährt auf den Markt nach Trogir, holt fünf kleine Wolfsbarsche, Kartoffeln und Mangold. Und wir grillen selbst im Garten. Milan sehen wir in diesen Tagen nicht mehr. 

Das Dorf Vinisce in Kroatien am Mittelmeer

Nun zeigt sich Kroatien von seiner schönsten Seite.

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