Oygarden - Anglerglück und Bootsvergnügen
Wie auf einer Perlenschnur aufgereiht, liegen die Inseln vor uns im Meer. Wir sind in Oygarden gelandet, etwa 40 Kilometer von Bergen entfernt. Die Landschaft ist felsig. Graue Wolken türmen sich auf. Unser kleines Haus liegt zwischen den Klippen. Das Heidekraut blüht. Der Wind streicht über die Terrassen. Und wir können von überall das Meer sehen.
So faszinierend haben wir selten gewohnt während unserer Reise. Und so hell auch nicht. Auf dem Bild ist es zehn Uhr abends.
Fine und Patrick sind nicht zu halten. Am ersten Tag packen sie die Angeln aus und gehen in die kleine Bucht. Nach zwei Würfen schreit Fine: “Ich habe einen.” Und tatsächlich, an ihrem Haken zappelt ein dicker Seelachs. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Fine zieht einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser. Mehrere Seelachse (die mit dem normalen Lachs allerdings nichts zu tun haben) und einen Grünen Lippfisch. Sie strahlt und würde am liebsten gar nicht mehr aufhören.
So sieht Anglerglück aus. Und das ist erst der Anfang…
Patrick holt gerade mal eine Makrele aus dem Meer und mustert verwundert ihren Köder. Ein unscheinbares Ding aus einem französischen Supermarkt, auf das die Fische offenbar total abfahren. Er leiht ihn sich aus und siehe da, auch bei ihm beißen die Fische an. Mit insgesamt sieben Fischen kommen die beiden zurück. Das Abendessen ist gesichert. Patrick filetiert alle Fische und brät einige davon an. Ein paar Spritzer Öl und Brot dazu, fertig. Ein köstliches Essen.
Das Abendessen ist gesichert. Gleich mehrere!
Am nächsten Tag hat Fine Geburtstag. Zusammen mit Lotti backe ich frische Waffeln. Auch das ist ein norwegisches Nationalessen, deswegen hat jedes Haus ein eigenes Eisen.Wir verzieren die Waffeln mit selbstgemachter Blaubeermarmelade und Sahne. Lecker.
Als Überraschung haben wir uns eine Bootstour ausgedacht. In Glensvaer kann man Motorboote leihen und man braucht nicht mal einen Führerschein. Karianne verpasst uns Schwimmwesten und eine Notfall App. Falls irgendwas passiert, findet uns die Seewacht sofort. Dann setzt sich Patrick an den Motor. Das Boot rast nach hinten, rammt fast ein anderes Boot. Er legt den Schalter um und stößt gegen den Steg. Interessiert betrachten uns die anderen Angler. Patrick gerät ins Schwitzen, doch schließlich schafft er es und wir fahren aufs Meer hinaus.
So souverän das auch aussehen mag - Patrick schwitzt ziemlich und ist sehr froh, als wir offenes Wasser erreichen.
Vor einer Insel halten wir, picknicken und werfen die Angeln aus. Und wieder hat Fine Glück und einer nach dem anderen beißt an. Allmählich verstehen wir, warum es in Norwegen kaum Fisch zu kaufen gibt. Die Menschen fangen sie sich einfach selbst. Frischer geht es nicht.
Auch Lotti probiert ihr Glück.
Drei Stunden sind wir mit dem Boot unterwegs, dann können die Kinder nicht mehr. Wir legen an und treffen andere Deutsche. Sie tragen Gummihosen und sehen völlig fertig aus. Sie waren auf dem offenen Meer unterwegs. Tiefseeangeln, erzählt der eine. Man braucht besonders kräftige Ruten, spezielle Rollen und Gewichte. Bereitwillig zeigen sie uns die Fische. Riesige Dinger liegen in der Plastikwanne: Schellfische, Leng, Pollack und ein paar Plattfische, die sie auch nicht kennen. Unsere sechs Seelachse wirken dagegen ziemlich mickrig.
So etwas schwimmt in 120 Metern Tiefe herum. Da können wir nicht mithalten.
In der Nähe des Stegs gibt es ein nettes Café. Die Kinder bekommen eine Kugel Eis, wir trinken ein Bier und lassen uns von der Sonne wärmen.
Schöner kann ein Tag nicht sein.
Alles sind völlig erledigt. Was für ein toller Tag!